Neue Kompetenzen lernen und einüben

Neue Kompetenzen lernen und einüben

Neue Kompetenzen lernen scheint nicht so einfach zu sein. Vor allen Dingen nach meinem letzten Artikel über selbstbewusste Gesprächsführung bekam ich viele Rückmeldungen. „Ich kann das nicht. Das fühlt sich komisch an. Das ist viel zu viel auf einmal.“

Zumindest Letztes stimmt. Wenn du alles auf einmal umsetzen willst, ist das zu viel. Wichtig ist, einen Schritt nach dem anderen zu gehen und sich Zeit zu lassen. Da ich ähnliche Reaktionen bereits zu mehreren Artikeln, wie Smalltalk oder souveränes Auftreten hatte, möchte ich jetzt mal etwas genauer mit dir hinschauen.

Phasen, um neue Kompetenzen lernen zu können 

Grundsätzlich geschieht das Lernen von neuen Handlungsweisen und Techniken in vier Phasen. Ich habe noch eine Fünfte hinzugenommen, da ich sie in einigen Bereichen der Selbstverwirklichung für wichtig halte. Doch nun zu den Phasen.

Unbewusste Inkompetenz. An dem Punkt weißt du noch gar nicht, dass es eine bestimmte Kompetenz überhaupt gibt. Daher machst du dir auch keine Gedanken darüber, ob du etwas kannst oder nicht. Ich werde das gleich in einem Beispiel näher beleuchten.

Bewusste Inkompetenz. In dieser Phase ahnst du, dass es eine Fähigkeit gibt, die du nicht beherrschst. In dem Bereich ist es wichtig, dass du dich entscheidest. Möchtest du diese Fähigkeit erlernen, oder nicht. Letzteres finde ich genauso wichtig. Das auszuführen, würde jetzt den Rahmen sprengen.

Bewusste Kompetenz. Neue Kompetenzen lernen, hat begonnen. Du musst dir die Schritte jedoch immer wieder bewusstmachen. Manchmal fällst du in alte Muster zurück. Dazu später mehr.

Unbewusste Kompetenz. Die Dinge sind dir in Fleisch und Blut übergegangen. Sie laufen automatisch ab und du brauchst dir keine Gedanken darüber zu machen. Solche Handlungsweisen bevorzugt unser Gehirn, da es hierfür keine Energie mehr aufbringen muss. Sie haben auch Nachteile, auf die ich ebenfalls gleich eingehe. Neue Kompetenzen lernen ist damit abgeschlossen.

Meisterschaft. Du bist Meister oder Meisterin in einem bestimmten Gebiet. Es gibt die Aussage, dass du dafür 10.000 Stunden mit einer speziellen Fähigkeit zugebracht haben musst. Ich weis nicht, ob diese Zahl stimmt. Sie zeigt allerdings, dass es bis zur Meisterschaft ein längerer Weg ist.

Meine Ausbildung

Ich hatte meinen ersten Tag in der Ausbildung zum Elektriker. Auf dem Programm stand Kabelbaumbinden. Mittels eines weißen Wachsfadens mussten mehrere Kabel zu einem vorgegebenen Kabelbaum gebunden werden.

Bis zu meinem 15´ten Lebensjahr war mir nicht bewusst, dass man Kabelbäume binden muss. Unbewusste Inkompetenz also. Sicherlich hatte ich schon Kabelbäume gesehen, interessiert hatten sie mich bis dahin wenig.

Nun erklärte uns der Ausbilder, dass es ungefähr drei Wochen dauern würde, bis der Faden weiß bleibt. Bis dahin seien wir zu aufgeregt und würden zu viel schwitzen. Hierdurch wird der Faden grau bis schwarz. Er sollte Recht behalten.

Vier Wochen lang binden. Fadenhaltung und -führung überprüfen. Falsch gemachte Knoten konnten nicht geöffnet werden. Also alles abschneiden und von neuem beginnen. Nach dieser Zeit war ich einigermaßen in einer bewussten Kompetenz.

Zur Abschlussprüfung lief das Kabelbaumbinden automatisch ab und war eher eine Gelegenheit den technischen Ablauf nochmals zu durchdenken. Ich war also bereits in der unbewussten Kompetenz. Meisterschaft war hier nie mein Ziel.

Neue Kompetenzen lernen Autofahren als Beispiel

Noch ein Beispiel

Vielleicht ist das Autofahren für dich ein besseres Beispiel. Als Kind bist du dir vorerst nicht bewusst, dass es so etwas wie einen Führerschein gibt, den du für das Autofahren brauchst. Dir ist nicht klar gewesen, welch komplexen Abläufe das Autofahren beinhaltet.

Irgendwann hast du eventuell, wie ich, darauf hin gefiebert, deinen Führerschein zu machen. In der Fahrschule und auch noch ein wenig danach musstest du dich sehr konzentrieren. Schulterblick, Blinken, Kuppeln, Gang einlegen … alles wurde eingeübt.

Wenn du ein paar Jahre gefahren bist, laufen die meisten Prozesse unbewusst ab. Hier zeigt sich das Problem mit der Meisterschaft. Wer wirklich meisterhaft fahren möchte, muss sich länger und immer wieder auf das Autofahren konzentrieren, die verschiedenen Handgriffe immer und immer wieder üben.

Neue Kompetenzen lernen und das Gehirn

Neue Kompetenzen lernen und bekannte Wege

Warum erzähle ich dir das alles? Nun, es ist der Grund, warum sich ein neues Verhalten oft komisch anfühlt. Nehmen wir mal an, du möchtest gerne Selbstbewusster auftreten. Bisher würdest du dich eher als zurückhaltend oder schüchtern beschreiben.

Du hast eine unbewusste Kompetenz entwickelt. Du kannst gut zuhören, lässt den anderen den Raum um sich zu entfalten und nimmst dich selber nicht so wichtig. In dem Bereich bist du sehr Kompetent und dies, wie bereits gesagt, sogar auf einer unbewussten Ebene. Herzlichen Glückwunsch!

Ich meine das so, wie ich es dir sage. Die Kompetenz ist gut! In manchen Bereichen aber eben nicht hilfreich. Es geht darum, deine Fähigkeiten und Verhaltensweisen zu erweitern. Darum, dass du mehr Wahlmöglichkeiten in deinem Verhalten zu Verfügung hast.

Um bei dem Beispiel zu bleiben, geht es jetzt vielleicht mehr darum, je nach Anlass, dich selber in den Mittelpunkt zu stellen. Und schon entsteht ein Problem. Wie angedeutet, dein Gehirn ist faul. Es läuft gerne im Automatikmodus.

Wenn du nun an deiner neuen Kompetenz arbeitest, dich mehr zu zeigen versucht das Gehirn in den Automatikmodus des dich Zurückhaltens zurückzukommen. Schwups, du fühlst dich unwohl. Das ist also ganz normal. Unbewusste Kompetenz und bewusste Kompetenz arbeiten gegeneinander.

Was kannst du tun?

Am Ball bleiben! Ich habe gerade gelesen, dass wir ungefähr 330 Wiederholungen brauchen bis sich Handlungen nicht mehr fremd anfühlen. Auch bei dieser Zahl habe ich leider keine Studie gefunden, die sie belegen würde. Gefühlsmäßig könnte Sie jedoch stimmen.

Das Beispiel zeigt ebenfalls, wie wichtig es ist, dass du dir einen Punkt nach dem anderen vornimmst. Wenn du in deinem Leben auf einmal alles (oder vieles) ändern willst, geht das meistens leider schief. Deine unbewussten Kompetenzen funken dir ständig dazwischen.

Das wird so anstrengend, dass du meist an irgendeinem Punkt aufgibst. Dann ist alles wieder beim Alten. Und was noch schlimmer ist, du signalisierst deinem Gehirn, dass du es sowieso nicht schaffst.

Nimm dir einen Punkt nach dem anderen vor. Wenn du dich in einem Bereich einigermaßen sicher fühlst, nimm dir den nächsten vor. Geh in deinem Tempo Schritt für Schritt voran. Ehe du dich versiehst, hat sich vieles, vielleicht sogar alles verändert.

Alte Verhaltensweisen sind stark

Alte Verhaltensweisen sind stark

Gerade in emotional bewegten Zeiten brauchst du viel Energie, um mit deinen Gefühlen umgehen zu können. Das sind dann die Momente, in denen dein Gehirn in möglichst vielen Bereichen auf Automatik schaltet, um dir diese Energie zur Verfügung stellen zu können.

Hier gereift es auf deine unbewussten Kompetenzen zurück. Ehe du dich versiehst, steckst du in alten Verhaltensweisen, die du vielleicht genau in diesem Moment nicht mehr möchtest. Das geht superschnell.

Gräme dich nicht! Freue dich darüber, dass es dir aufgefallen ist. Denn in dem Moment, in dem es dir auffällt, dass du in alte Verhaltensweisen zurückgefallen bist, kannst du wählen. Du kannst bewusst auf deine Kompetenzen zurückgreifen. 

 

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