Darum geht es
Unser Selbstwertgefühl entsteht oft aus unserem Verhältnis zu Menschen aus unserem direkten Umfeld. Hierbei kann auch die Autobahn mit dem hupenden Drängler hinter uns kurzfristig zum Umfeld gehören. Schwierig wird es, wenn ich die Dinge persönlich nehme.
Aus meiner Erfahrung heraus denken und tun die Menschen, was sie wollen. Das bedeutet, dass du keinen direkten Einfluss darauf hast, was jemand von dir denkt. Dennoch reagieren wir schnell auf das, was andere über uns äußern. Teilweise sogar auf das, was wir glauben, was sie denken. Gerade wenn wir die Aussage oder Handlung negativ empfinden. Wir fühlen uns angegriffen. Entweder rechtfertigen wir uns, ziehen uns zurück oder gehen in den Gegenangriff. In allen Fällen bist du, aus meiner Sicht, in einer schwachen Position. Du reagierst, anstatt zu agieren.
Wir nehmen die Sache persönlich. So bringen wir uns in einen niedrigen Status. Das Selbstwertgefühl sinkt. Kevin Dutton sagt, in seinem Buch „Der Psychopath in dir“ zu dem Thema: „Unser Territorialinstinkt kommt zum Vorschein, wenn wir glauben, etwas dringe in unsere psychologischen Hoheitsgewässer ein.“ Sobald dieser Instinkt die überhand gewinnt, schalten wir auf Flucht, tot stellen oder Kampf. Für mich liegt, einmal mehr, die Betonung auf „glauben“. Eventuell hat der oben genannte Drängler gerade erfahren, dass seine Mutter im Sterben liegt. Würde das einen Unterschied für dich machen?
Zwei Beispiele des nicht persönlich nehmen
Du erzählst einem Freund von einem neuen, für dich wichtigen, Projekt. Kurze Zeit später schickst du ihm eine E-Mail, um die Fortschritte zu dokumentieren. Dein Freund reagiert nicht.
Es passiert schnell, dass wir glauben, unser Freund würde sich nicht für uns interessieren. Unser Selbstwertgefühl wird angegriffen, da uns die Verbundenheit fehlt. Vielleicht ist er gerade mit anderen Themen sehr beschäftigt und unser Mail ist im Junkmail Ordner gelandet. Oder, oder, oder. Du kannst die Situation jetzt persönlich nehmen oder es lassen. Noch ein Beispiel aus meinem beruflichen Bereich.
Ich habe tagelang an einem Angebot für die Schulung von Stationsleitern eines Krankenhauses gearbeitet. Mehrfach hatte ich hierfür mit der Personalabteilung telefoniert. Die Absage kam zwei Wochen, nachdem ich mein Angebot versendet hatte.
Wenn ich die Sache persönlich nehme, könnte ich denken, dass mein Angebot nicht gut genug war. Das nächste Mal würde ich das Angebot besser gestalten. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich dem Personalchef zu aufdringlich war. Ich sollte weniger nachfragen. Oder ich senke mein Honorar. Wie du siehst, dreht sich alles um mich. Was das mit meinem Selbstwertgefühl anstellen würde, kannst du dir ausmalen. Daher war mein Gedanke, vielleicht reicht das Budget dieses Jahr nicht. Ich probiere es im nächsten Jahr einfach wieder.
Bei dem obigen Auftrag stellte sich übrigens heraus, dass es eine Veränderung im Unternehmen gab. Dadurch war die geplante Schulung unsinnig geworden. Das hatte ich allerdings erst einen Monat später erfahren.
Das ist alles noch im Rahmen, denkst du? Was, wenn der Personalchef mich angerufen hätte, um mir zu sagen, dass mein Angebot eine Frechheit wäre? Sollte ich es dann persönlich nehmen? Natürlich würde ich höflich nachfragen, er ist ja ein Kunde und Kunden haben immer Recht. Egal was er sagt, seine Aussagen, wie negativ sie sich anhören, sind nur Worte. Die Entscheidung darüber die Worte persönlich zu nehmen liegt bei mir, oder eben bei dir. Weiß ich, ob er an dem Tag nicht Ärger bekommen hat und seine Frustration an mir auslässt?
Und jetzt?
Ich bin nicht dafür, alles zu akzeptieren. Manchmal geht es darum, dass du deine Grenzen sehr klar absteckst und auf Grenzüberschreitungen reagierst. Ich glaube dennoch, dass es wichtig ist, aus einer inneren Ruhe zu reagieren.
Wenn du das nächste Mal das Gefühl hast, persönlich angegriffen zu werden, tritt mental einen Schritt zurück. Wie ich immer gerne sage, erst mal atmen. Dann überlege dir, wie und ob du reagieren würdest, wenn du es nicht persönlich nimmst. Die Pause und die Frage verhindern eine automatische Reaktion. Nun kannst du wirklich entscheiden, was zu tun ist.
Fazit
Ich glaube, dass wir viele Sachen persönlich nehmen, die mit uns rein gar nichts zu tun haben. Sei dir klar, dass du die Entscheidung triffst, wie du Situationen wahrnimmst. Alleine diese Klarheit wird dir helfen mit den Dingen besser umzugehen und dein Selbstwertgefühl aufzubauen, statt es zu verringern.
Nachwort
Nach einem Austausch über Twitter möchte schreibe ich jetzt dieses kurze Nachwort. Alles was ich in diesem Blog schreibe, so auch in diesem Artikel, gilt nicht immer und auch nicht für jeden. Wenn wir nichts mehr persönlich nehmen würden, wären wir Maschinen. Gerade im Familien- oder Freundeskreis geht es um uns persönlich. Ich denke dennoch, dass es manchmal (die Betonung liegt auf manchmal) wichtig ist, die Dinge nicht zu persönlich zu nehmen.
Einen guten Artikel, dar in diesem Zusammenhang auf hochsensible Menschen hinweist, findest du hier.
Hochsensible Menschen – Wer sie sind und was sie wirklich brauchen
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Warum wir es persönlich nehmen
Wie man aufhören kann, Dinge zu persönlich zu nehmen
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