Von einer geschlossenen Tür ...

Von einer geschlossenen Tür …

Vorab

Von einer geschlossenen Tür zu schreiben, kommt nicht von ungefähr. Dies ist der erste meiner Beiträge zur Blogparade „Wenn Türen sich öffnen …“ von Kiwi Pfingsten. Der Link zu dieser Blogparade steht unten.

Dort findest du weitere Beiträge, die sich mit dem Thema Chancen nutzen, beschäftigen. Dadurch hast du den Vorteil, dir ein Thema aus verschiedenen Blickrichtungen anzuschauen.

Um was geht es?

Doch nun zu mir. Für mich begann schon mit der Einladung zu der Blogparade eine Reise in meine Vergangenheit. Vielen Dank liebe Kiwi! Alle Gefühle waren wieder da. Die guten und die weniger angenehmen. Ich möchte dich jetzt einladen, mich auf die Reise in meine Vergangenheit zu begleiten.

Da ich fest der Meinung bin, dass wir alle, auch du, aus den Geschichten anderer Menschen lernen können, werde ich ein paar Ideen einflechten, die dich unterstützen sollen, deinen Weg zu gehen.

Wenn Türen geschlossen werden

Sicherlich ist es im Leben, wenn wir ihm die Chance geben, viele offene Türen. Zum Teil fangen Veränderungen „leider“ auch mit geschlossenen Türen an. Ich weiß nicht, wie es bei dir ist. Für mein Leben kann ich sagen, das etliche, wirklich weitreichenden Veränderungen, mit einer geschlossenen Tür begannen.

Ich habe es mehrfach erlebt, dass mein Leben sich, gefühlt, im Kreis drehte. Ich saß in einem Kettenkarussell und konnte nicht anhalten. Geschweige denn aussteigen.

Manchmal kommen wir erst aus dem „Gefängnis frei“ wenn wir eine dementsprechende Karte besitzen oder jemand eine Tür schließt. Dann stehen wir plötzlich vor einer geschlossenen Tür und nichts mehr ist, wie es vorher war. Ein Abenteuer beginnt.

Vor einer geschlossenen Tür stehen

Vor der geschlossenen Tür

Es war im März 2003. In meinem Team hatte es etliche Fehler gegeben. So konnte das Ganze nicht weitergehen. Ich hatte bereits im November des Vorjahres sowohl meinen direkten Vorgesetzten als auch die Leiterin des Unternehmens auf Grundproblematiken hingewiesen. Zu diesem Zeitpunkt war das Unternehmen bereits in Schieflage geraten und niemand wollte von potentiellen Fehlern hören. Es kam leider genauso, wie ich es vorhergesehen hatte. Ein Fehler hatte den nächsten gejagt und das Scheitern meines Projektes war wahrscheinlich geworden.

Ich habe mir die Nächte um die Ohren gehauen, um die Karre wieder aus dem Sand zu ziehen. Zwei Monate lang habe ich maximal vier Stunden geschlafen. Nun sollte es ein Gespräch mit meinem Vorgesetzten geben.

Am Tag vor dem Gespräch rief mich die Leiterin des Unternehmens an und bat mich eine halbe Stunde früher zu kommen. Sie wolle mit meinem Vorgesetzten und mir das Teamgespräch vorbereiten. Ich schlug mir die Nacht nochmals um die Ohren, um meine Eckdaten für ein Konzept grafisch aufzuarbeiten.

Ich kam an diesem Morgen in das Besprechungszimmer und befand mich plötzlich vor einem Tribunal. Der gesamte Vorstand saß am Tisch. Für mich gab es keinen Stuhl. Ich musste stehen. Die Geschichte verlief dann auch ganz kurz. Mir wurde klar und deutlich gesagt, dass man keine weitere Zusammenarbeit mit mir wünscht. Der Vorstand legt mir einen Aufhebungsvertrag vor und ich musste meine Schlüssel abgeben sowie das Unternehmen auf der Stelle verlassen.

„Tschawumm!“ Diese Tür war zu. Mehr noch, sie hat mich mitten ins Kreuz getroffen und in die Knie gezwungen. Ich durfte mich nicht von meinen Kollegen verabschieden, meine Karriere, die sehr gut begonnen hatte, war vorbei und mein Glaube an das Gute im Menschen hatte einen Knacks mehr.

Noch heute halte ich es für richtig und fair, meine Mitarbeiter über die „wahren“ Beweggründe für ein Gespräch zu unterrichten. Auch wenn es um unangenehme Themen geht. So kann sich jeder auf seine Weise vorbereiten. Ich bin ein absoluter Gegner von Machtspielen. „Ich weiß mehr als du“ ist immer ein Machtspiel.

Von der geschlossenen Tür zur offenen Tür

Wenn eine Tür sich schließt, öffnet sich eine andere

Sicherlich kennst du den Satz. Ich finde es gut und wichtig, dass du ihn für dich beherzigst. Dazu im nächsten Artikel mehr. Im Umgang mit anderen benutze ihn bitte mit bedacht.

Natürlich möchte niemand, dass seine Freunde leiden. Und ich litt. Recht bald kam dann auch der oben beschriebene Satz. Sicherlich sollte er mich trösten. Dabei stand ich innerlich noch immer vor der geschlossenen Tür. Ich befand mich am Anfang eines Trauerprozesses. Da waren Arbeitslosigkeit, eine beendete Zukunft und, was viel schlimmer war, eine verletzte Persönlichkeit.

„Wenn eine Tür sich schließt, öffnet sich eine andere.“, kann, zu früh ausgesprochen, dein gegenüber verletzten. Gerade wenn es um persönliche Kränkungen geht, brauchen diese etwas Zeit, um verarbeitet zu werden. Von meinem Freund und Kollegen Hans Wolter habe ich gelernt, dass es einen Zeitrahmen gibt. Nach ungefähr zwei Tagen lässt die Stärke einer persönlichen Kränkung deutlich nach.

Trauer braucht ihre Zeit! In dieser Zeit sieht man nur den Verlust. Teilweise entsteht der Glaube, dass dieser Verlust nie aufhört oder endgültig ist. Sätze, die diesen Verlust klein machen, nehmen die Trauer nicht ernst. Mein „Lieblingssatz“ in diesem Zusammenhang ist: „Andere Mütter haben auch schöne Töchter.“ Aber das ist eine andere Tür und die lasse ich lieber erst einmal angelehnt.

Wenn du einen Freund oder deine Freundin hast, die frisch vor einer geschlossenen Tür stehen, nimm sie bitte ernst. Höre zu! Lass Sie erzählen. Nimm Anteil, ohne vorschnell Ratschläge zu geben. Die können in solchen Momenten selten aufgenommen werden.

Du wirst merken, wann der Zeitpunkt gekommen ist, auf Möglichkeiten und Wege hinzuweisen.

Die Bilanz hinter der geschlossenen Tür

Bilanz ziehen

Wie das nun Mal so menschelt, habe ich allen und jedem die Schuld an der Situation gegeben. Meine Cheffin und mein Vorgesetzter hatten mir ja nicht zugehört. Ich hatte frühzeitig auf die Probleme hingewiesen. Ich wurde wissentlich in eine Falle gelockt. Mein Team hatte sich nicht an die Absprachen gehalten. (Was es eigentlich ja auch nicht konnte.) Die Welt war doof, gemein und gegen mich. Jawohl!

Nachdem ich mit den anderen durch war, ging ich mit mir ins Gericht. Wie konnte ich nur so dumm sein. Ich hätte die Zeichen der Zeit erkennen müssen! Wo war ich mit meinen Gedanken gewesen? Ich hätte mehr selber erledigen und wenige delegieren können. Ich hätte mehr arbeiten müssen. (Was in meinem Fall dann bedeutet hätte, gar nicht mehr zu schlafen.) Ich hätte müssen!!!

Stopp! Aus! Feierabend! So wird das nichts und diese Tür ist geschlossen!

Für mich ist es wichtig, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen. Verantwortung heißt auch, das zu akzeptieren, was jetzt ist. Erst dann kann ich loslassen. Der erste Schritt dazu ist Bilanz zu ziehen.

Die Bilanz zur Situation

Was genau ist passiert? Was sind die Fakten jenseits der Emotionen?

Wenn du dich auf die Fakten beziehst und dir die Situation genau ansiehst, wirkt das erleichternd. Du musst die Situation von dir wegschieben um sie dir anzusehen. Das trennt die Situation schon etwas von deinen Emotionen. Es macht deinen Blick klarer.

Was war der Anteil der Anderen an der Situation? Was war dein eigener? Auch hier geht es darum, möglichst bei den Fakten zu bleiben.

„Streiten kann keiner alleine.“ sagte meine Mutter immer. Sie hat recht. Du hast genauso viel Anteil an einer geschlossenen Tür, wie die anderen. Das ist nicht immer angenehm, aber hilfreich.

Bei meiner Bilanz kam am Ende raus, dass ich es immer noch ziemlich mies finde, Menschen mit falschen Geschichten in ein Gespräch zu locken. Wenn ich aber am Ende der Geschichte, ehrlich mit mir umgehen will, gibt es noch eine weitere Erkenntnis. An der Stelle meiner Chefin, sie war damals etwas jünger als ich, hätte ich mich auch rausgeworfen.

Heute, 13 Jahre später und mit etwa mehr Reife würde ich anders handeln. Ich würde einen Rebellen wie mich, stärker einbeziehen und für das Unternehmen nutzbar machen. Ich hatte schon immer eine ziemliche Innovationskraft.

Das Lernen nach der geschlossenen Tür

Was habe ich aus der Situation gelernt?

Das ist für mich die Frage überhaupt. Mit Ihr beginnt sich, die Situation zu drehen. Aus jeder Situation kannst du lernen. Wenn du anfängst, über deine Lernerfahrungen nachzudenken, ziehst du einen Nutzen aus der Situation. Diese Lernerfahrungen sind positiv und werden dich in der Zukunft unterstützen.

Mir ist klargeworden, dass ich an manchen Stellen strategisch besser anders gehandelt hätte. Ich nahm mir vor, zukünftig meine eigenen Strategien und Vorgehensweisen etwas mehr unter die Lupe zu nehmen.

Eigentlich wollte ich schon länger aus dem Unternehmen ausgeschieden sein. Daher war es gut, dass ich jetzt nicht mehr dort arbeitete. Es war allerdings auch wichtig nochmal hinzuschauen, warum ich nicht von mir aus aufgehört habe. Was hatte mich gehalten? Wo habe ich mir selbst nicht vertraut? Wie kann ich mehr auf meine innere Stimme achten? Warum musste ich erst vor einer geschlossenen Tür stehen?

Ich hatte mir auch vorgenommen, meinen Mund an manchen Stellen lieber zu halten. Das klappt bis heute nicht und das zeichnet mich auch aus. Hier ist es mir passiert, dass ich die falschen Schlüsse gezogen habe.  

So etwas passiert halt. Gerade, wenn du noch sehr nah an einer schwierigen Situation bist, kannst du in die Vermeidung gehen. Wenn du etwas mehr Abstand hast, wirst du erkennen, welchen Wert eine Idee hat. Manche richtig guten Ansätze sind dann nicht mehr so gut. Lass dir Zeit und gehe behutsam mit dir um.

Hier geht es weiter!

Der Link zur Blogparade

Wenn Türen sich öffnen …
 

Wenn du zukünftig keinen Artikel mehr verpassen möchtest, dann trage dich einfach in die Newsletterliste ein!

In meinem Newsletter informiere ich dich über Themen der Persönlichkeitsentwicklung, Beziehungen und deren Gestaltung. Informationen zu den Inhalten, der Protokollierung deiner Anmeldung, dem Versand über den US-Anbieter MailChimp, der statistischen Auswertung sowie deiner Abbestellmöglichkeiten, erhält du am Ende meiner Datenschutzerklärung.



Merken

6 comments on “Von einer geschlossenen Tür …

  1. Lieber Peter,

    vielen Dank für diesen sehr persönlichen Artikel. Deine Offenheit hat mich sehr berührt und jetzt lese ich mal den nächsten Artikel.
    Schön, dass du dabei bist, bei meiner Blogparade.

    1. Hallo Kiwi,
      es war eine sehr bewegte Zeit. Ich hätte noch vieles mehr schreiben können. Vielen Dank, für das öffnen der Tür, zu diesen Erinnerungen.
      Es ist persönlich und es hat einen riesigen Spaß gemacht.
      Lieben Gruß

      Peter

    1. Hallo Christin,
      vielen Dank! Gerade bei dem persönlichen Anteil war ich mir oft gar nicht so sicher, ob ich ihn so darstellen soll. Ich habe sehr viel hin und her überlegt. Letztendlich habe ich die Artikel so reingestellt und war einfach auf die Reaktionen gespannt.
      Es hat sich gelohnt!
      Lieben Gruß zurück,
      Peter

  2. Pingback: Neue Wege in der Lebensmitte : Peter Wiesejahn -

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.