Zeit ist nicht beeinflussbar. Sie ist gerecht. Jeder Tag hat 24 Stunden, für jeden. Egal, ob du reich bist, oder Arm. Alleine oder in einer Beziehung. Alt oder jung, du hast die gleiche Zeit zur Verfügung wie jeder andere Mensch. Die Frage ist: Wofür nimmst du dir Zeit? Dazu gehört auch: Wofür ist dir deine Zeit zu schade?
Da der Artikel doch länger geworden ist, als ich gedacht habe, kannst du gerne zum Ende springen. Dort habe ich eine kurze Zusammenfassung aufgeschrieben, die dir zeigt, wie du deine Zeit bewusster für dich nutzen kannst.
Das Ding mit meinem Auto
Es war in der Vorweihnachtszeit. Ich hatte mich vor kurzem selbstständig gemacht. Daher steckte ich alle Zeit in den Aufbau meines Unternehmens. An dem Freitag, um den es nun geht, hatte ich meinen letzten Termin gegen 18 Uhr. Um 19 Uhr war ich auf dem Weg nach Hause. Der erste freie Abend seit Wochen.
Ich fahre glücklich auf der Autobahn gen Heimat. Plötzlich gibt es einen lauten Knall und ich stehe mitten in einer Qualmwolke. Ich rolle rechts ran. Als Student hatte ich meine Autos stets selbst repariert. Mal nachschauen, ob ich hier was tun kann. Ich öffne die Motorhaube, lache und schließe die Haube wieder. Der Motor ist komplett eingepackt.
Also den Abschleppwagen angerufen und mich in die Werkstatt schleppen lassen. Das war es mit dem freien Abend. Aber was hat das jetzt mit dem Thema zu tun? Nun, sicherlich hätte ich den Wagen nach Hause bringen lassen können, um ihn dort selber zu reparieren. Damit wäre das Wochenende gelaufen gewesen. Ich entschied mich, dass ich in die Reparatur von meinen Autos keine Zeit mehr geben möchte.
Zeit und Verantwortung
Wofür nimmst du dir Zeit? Überlege gut! Die Dinge, wofür du dir Zeit nimmst, für die übernimmst du auch die Verantwortung. Ich wollte die Verantwortung für ein funktionstüchtiges und sicheres Fahrzeug nicht mehr übernehmen. Diese habe ich dann einfach an die Werkstatt abgegeben.
Das ist ja noch einigermaßen logisch. Genauso, wie wir einen Teil unserer Verantwortung für die Bildung unserer Kinder an die Schulen abgeben. Mit jeder Wahl geben wir ebenso Verantwortung ab. Es gibt aber auch jede Menge Dinge, für die wir unsere Zeit vielleicht zu schnell aus der Hand geben.
Angefangen von der Zubereitung unserer Mahlzeiten. Fertiggerichte und Pizza-Flitzer nehmen uns einen Hauptteil der Nahrungszubereitung ab. Du weißt nicht mehr, was wirklich alles verarbeitet wird. Die Verantwortung liegt bei anderen. Denke bitte darüber nach, ob du das wirklich willst. Du bist wichtig! Die Zubereitung von Mahlzeiten ist Selbstfürsorge. Wofür nimmst du dir Zeit? Wie sorgst du für dich selber?
Unterhaltung findet überwiegend fremdorganisiert statt. Fernsehen, zuschauen bei Sportveranstaltungen oder der Besuch von geplanten Events. Letztere haben ungemein zugenommen. Wofür nimmst du dir Zeit? Wo wirst du selbst aktiv und gestaltest aktiv deine Freizeit?
Die andere Seite der Zeit-Verantwortung
Wie ich bereits bei meinem Auto geschrieben hatte, habe ich hier die Arbeit an die Werkstatt abgegeben. Mittlerweile lasse ich das Schneiden der Hecke durch einen Gärtner durchführen. Die Zeit, die ich dafür gebraucht habe, kann ich anders nutzen.
Dennoch fällt vielen Menschen das Delirieren schwer. Bei Werkstatt und Gärtner muss ich diese eben auch bezahlen können. Selber machen ist preiswerter. Für mich war es eine einfache Rechnung. Letztendlich erarbeite ich in der gleichen Zeit, die ich für die Dinge gebraucht hätte, das Geld, welches mich die Fachleute kosten. Ich verbringe also die Zeit mit Dingen, die mir mehr liegen und meist auch mehr Spaß machen.
Schwieriger wird es für mich, wenn ich Aufgaben abgeben möchte, die mir zwar nicht gefallen, die ich aber selber gut erledigen kann. Organisatorische Abläufe in meiner Arbeit habe ich ziemlich gut drauf. Einen anderen muss ich einarbeiten, was mich Zeit kostet, und begleiten. Da habe ich es vornehmlich schneller selbst gemacht. Damit bleibt es bei mir haften.
Wenn ich es selber mache, weiß ich, dass es richtiggemacht ist. Somit liegt die ganze Arbeit bei dem, der nicht abgeben kann. Der Gedanke, ist mir nicht fremd. Vor ein paar Jahren war ich allerdings an einem Punkt, an dem ich nicht mehr alles hinbekam. Ich musste delegieren, damit die Dinge überhaupt geregelt werden konnten.
Eine Übung
Für mich bedeutete das Abstand zu den Aufgaben zu gewinnen. Ich habe mir alle meine Aufgaben aufgeschrieben. Dann bin ich die einzelnen Punkte durchgegangen und stellte mir ein paar Fragen, die ich dir gleich ebenfalls aufschreibe.
Hierfür verwendete ich eine Skala von 1 bis 10. Eins war hier der „schlechteste“ Wert und zehn der „positivste“.
- Wie wichtig ist die Aufgabe zum erreichen meiner Ziele?
- Wie gut bekomme ich diese Aufgabe bearbeitet?
- Wie gerne Arbeite ich an dieser Aufgabe?
Mit diesen Fragen bekam ich einen Überblick. Die Aufgaben, die weder wichtig für meine Ziele waren und die ich auch nicht gerne machte kamen auf eine „irgendwann“ Liste oder sie sind direkt rausgeflogen. Aufgaben die ich gut und gerne machte blieben natürlich auf meiner persönlichen Liste. Alles andere überprüfte ich darauf hin, ob ich es delegieren kann.
Zum Teil habe ich die Aufgaben in Teilaufgaben unterteilt und überlegt, wer mich unterstützen oder mir zuarbeiten kann. Hierfür habe ich folgende Fragen genutzt:
- Kann ich diese Aufgabe einfach fallenlassen?
- Wer könnte mir bei den Aufgaben helfen?
- Wie dringend ist diese Aufgabe?
- Gibt es jemanden, der diese Aufgabe oder Teile davon übernehmen könnte?
Vielleicht gelingt es dir, frühzeitig diene Aufgaben zu delegieren, bevor du an einen Engpass kommst. Die Frage ist wie immer: Wofür nimmst du dir Zeit?
Unser Gefühl für Zeit
Wir Menschen haben Schwierigkeiten mit dem Zeitgefühl. Wenn du Zeit mit einer Aufgabe verbringst, die dir Spaß macht und die fordert, kann die Zeit wie im Fluge vergehen. Wartest du auf einen geliebten Menschen, fühlen sich Minuten mitunter wie Stunden an.
Daher haben wir auch oftmals Probleme, die Zeit für die Erledigung unserer Aufgaben einzuschätzen. Doch auch ein Gefühl für Zeit lässt sich erlernen. Der Coach und Autor Timothy Gallwey hat dafür einen einfaches wie auch geniales Vorgehen beschrieben.
Bevor du eine Aufgabe angehst, überlegst du dir, wie lange die Erledigung dieser Aufgabe dauern könnte. Diese Zeitvorstellung schreibst du dir bitte auf. Dann erledigst du die Aufgabe. Zu Beginn schaust du auf die Uhr. Nachdem du die Aufgabe erledigt hast, blickst du erneut auf die Uhr.
Nun schreibst du dir die Zeit, die du tatsächlich gebraucht hast, neben die Zeit, von der du glaubtest, dass du sie brauchen würdest. Anfangs werden die Zeiten zum Teil ein wenig bis sehr unterschiedlich sein. Überlege dir kurz, woran es liegen könnte, dass deine Einschätzung abweicht.
Denke bitte daran, dass es durchaus normal ist, wenn deine Vorstellungen nicht mit der Realität übereinstimmen. Es ist ein Lernprozess. Bei mir hat es ein paar Monate gedauert, bis ich die meisten Aufgaben richtig einschätzen konnte. Die Frage, wofür nimmst du dir Zeit und wie viel kann dir helfen, die entscheidenden Prioritäten zu setzen.
Apropos Prioritäten
Wenn ich in meinen Coachings mit meinen Kunden zusammensitze, geht es oftmals um das Thema Prioritäten. Manchmal liegen sie bei der Familie, bei der Gesundheit oder der Karriere. Wenn wir uns dann die vergangene Woche anschauen, ist das Erstaunen meist groß.
Die Prioritäten tauchen, wenn überhaupt nur am Rande auf. Zeit, neben der Arbeit sich um die Familie zu kümmern oder zum Sport zu gehen, Fehlanzeige. In der Alltagsroutine noch an der Karriere arbeiten – Wie denn?
Wenn dir Dinge oder Menschen wichtig sind, achte darauf, dass sie in der Planung deiner Woche auftauchen! Sonst gehen sie unter und du wunderst dich, warum du auf der Stelle trittst. Auch hier ist die Frage, wofür nimmst du dir Zeit, ausschlaggebend. Dein Wochenplan zeigt dir deine wahren Prioritäten.
Fast hätte ich es vergessen. Achte darauf, dass du in der Woche auch Zeit für dich hast. Zeit, deinen Gedanken, Wünschen und Träumen nachzuhängen. Nur so hast du die Kraft und den Abstand deine Ziele zu erreichen und dabei zufrieden durchs Leben zu gehen.
Qualität und Quantität
Wie bereits gesagt, egal, was du tust, dein Tag hat 24 Stunden. Nicht mehr! Manchmal ist es sicherlich schwierig, sich neben der Arbeit noch um die Familie, Freunde, die Partnerin … zu nehmen. Die Quantität kannst du nicht verändern. Bei der Qualität hast du allerdings eine gute Möglichkeit.
Achte darauf, dass du in deinen Gesprächen und Verabredungen präsent bist. Das bedeutet, dass du auch in Gedanken wirklich dort bist, wo sich dein Körper aufhält. Manchmal erwische ich mich dabei, dass meine Gedanken im Gespräch abschweifen.
Gedanken, an das was war oder was noch ansteht, mischen sich immer mal wieder in den Kopf. In solchen Momenten bist du nicht präsent. Du bist an einem anderen Ort, als dein Körper. Da unser Gehirn nun einmal so funktioniert, ist es wichtig, wieder in deinen Körper zu finden.
Am einfachsten kannst du dies durch eine Achtsamkeitsübung schaffen. Deinen Atem hast du immer dabei. Konzentriere dich kurz auf ihn. Achte darauf wie du einatmest. Wie sich dein Bauch wölbt, deine Brust weiter wird. Du wirst kurz den Atem anhalten. Dann Atmest du wieder aus. Aus dem Bauch über die Brust nach außen.
Mit dieser einfachen Übung bist du recht schnell wieder im „Hier und Jetzt“. Mir persönlich fällt es noch viel einfacher, wenn ich mich kurz auf den Geschmack von einem Getränk oder dem Essen konzentriere.
Wofür nimmst du dir Zeit?
Achte darauf, dass du dir Zeit für die Dinge nimmst, die dir wichtig sind. Du solltest auch darüber nachdenken, in welche Angelegenheiten du keine Zeit mehr investieren möchtest. Überlege dir, ob du Aufgaben abschaffen oder delegieren kannst, damit du für die wichtigen Sachen auch Zeit hast. Die Verantwortung für beides liegt bei dir.
Achte bitte in jedem Fall darauf, dass du dir auch Zeiten für dich reservierst. Zeiten, in denen du träumen und deine Gedanken sortieren kannst. Das hilft dir, das zu erreichen, was du wirklich willst.
Versuche ein Gefühl für die Zeit, die du zum Erledigen deiner Aufgaben benötigst, zu entwickeln. Das benötigt etwas Übung. Es lohnt sich allemal.
Sei bei dem, was du tust präsent. Wenn deine Gedanken in die Vergangenheit oder Zukunft abschweifen, hole sie behutsam zurück in die Gegenwart.
Weiterlesen
Inner game Coaching – T. Gallwey
Hier kommst du zur Übersicht der Artikel in diesem Blog.
Wenn du zukünftig keinen Artikel mehr verpassen möchtest, dann trage dich einfach in die Newsletterliste ein!
In meinem Newsletter informiere ich dich über Themen der Persönlichkeitsentwicklung, Beziehungen und deren Gestaltung. Informationen zu den Inhalten, der Protokollierung deiner Anmeldung, dem Versand über den US-Anbieter MailChimp, der statistischen Auswertung sowie deiner Abbestellmöglichkeiten, erhält du am Ende meiner Datenschutzerklärung.