An meiner Wand hängen zwei Bilder.
Ich bin nicht so wichtig
Auf dem einen Bild ist die Milchstraße zu sehen. Ein Pfeil zeigt auf die Erde. An ihm steht: „Du bist hier.“
Angesichts der riesigen Anzahl von Sternen und ihrem Alter bin ich nur ein Hauch im Rahmen der Zeit und des Universums. Ich bin nicht so wichtig. Mit viel Glück wird sich in 100 Jahren noch jemand an mich erinnern. In 1000 Jahren werden andere Dinge und andere Menschen wichtig sein.
Wenn ich mich für nicht so wichtig halte, bin ich offener für die Gedanken anderer. Vor allem sobald sie nicht den meinen entsprechen. Ich kann mich einordnen in eine Idee, die über mich hinausgeht. Mir fällt es einfacher Dinge und Menschen loszulassen, sie von mir zu trennen. Mein Handeln ist dann selbstlos.
Die Kehrseite ist, dass ich gelegentlich andere für wichtiger halte als mich. Dann bin ich nicht mehr bei mir und achte nicht gut auf mich. Ich verliere mich in Raum und Zeit.
Ich bin wichtig
Auf dem anderen Bild steht: „Die wichtigste Person in deinem Leben.“ Darunter klebt eine Spiegelfolie.
Mein Gehirn hat, so weiß ich von der Wissenschaft, hat mehr synaptische Verbindungen, als es Sterne im Universum gibt. Das bedeutet für mich, dass es Bereiche gibt, in denen ich über das Universum hinausgehe. Wie oft ich es erlebt habe, dass mein Lächeln oder ein gutes Wort von mir das Leben anderer nachdrücklich veränderte, weiß ich nicht. Dadurch, dass ich selbst in katastrophalen Situationen die Ruhe bewahre, habe ich im wahrsten Sinne des Wortes, schon Leben gerettet. Ich bin wichtig.
Wenn ich mich für wichtig halte, bin ich ganz bei mir. Ich sorge gut für mich und liebe mich selber. Das ist die Grundlage, um für andere Menschen da zu sein und sie zu lieben. Ich kann mich durchsetzen. Meinen Standpunkt vertreten und für meine Ideen einstehen. Zuweilen selbst im Widerstand zu meinen Freunden.
Auch dieser Pol hat seine Kehrseite. Wenn ich mich für wichtig halte, bin ich manchmal nicht so offen für andere. Dann übersehe ich Dinge und Ideen, die meinen Gedanken widersprechen. Bisweilen, so muss ich gestehen, bin ich dann herablassend.
Die Brücke zwischen den Polen
Auf dieser Brücke zwischen den Polen befinde ich mich. Hier finde ich meinen Mittelpunkt, der mein Handeln und meine Ethik nährt. Denn in diesem Mittelpunkt finde ich die Gelegenheit, mein Potential auszuschöpfen sowie Ruhe und Kraft zu gewinnen.
Und du?
Auf welchem teil der Brücke stehst du? Welchem Pol bist du näher und von welchem hast du dich entfernt? Passt der Standpunkt zu deinem jetzigen Leben? Wird er dir helfen, das Leben zu leben, was du dir wünschst?