Es gibt Bereiche in unserem Leben, die ungelebt sind. Bereiche, in denen wir Mauern errichtet haben. Die wir zupflasterten. Manchmal sind es Dinge, von denen uns gesagt wurde, dass wir sie nicht leben können. Gerade als Kinder sind wir den Erwachsenen über sehr gläubig.
Ich erinnere mich noch genau an eine Situation aus dem Kunstunterricht. Dreiecke, Kreise und Quadrate faszinierten mich ungemein. In Kunst sollten wir einen Schmetterling malen. Ich nutzte diese geometrischen Figuren dafür und malte einen tollen Schmetterling. Ich war Feuer und Flamme.
Die Lehrerin kam. Sie hielt mein Bild hoch und Zeigte es in der Klasse. Ich freute mich. Diese Freude währte kurz. Mit den Worten: „Das ist KEIN Schmetterling.“ Zerriss sie das Bild zur Freude, die jetzt auf der Seite meiner Mitschüler lag. Damit war das Thema Kunst durch.
Das Leben findet einen Weg.
Ich war immer schon von Kunst beeindruckt. Manchmal so beeindruckt, dass mir die Worte fehlten. Was bei mir nicht oft vorkommt. Als Erwachsener musste ich noch einmal Kunst belegen. Kunst als Ausdruck in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.
Ich hatte Glück. Mein Kunstlehrer war ein Schüler von Beuys. „Jeder ist ein Künstler.“ Er weckte mein Staunen und Experimentieren in meinem künstlerischen Ausdruck wieder. Ich schloss den Kurs mit „sehr gut“ ab.
Das Leben findet einen Weg.
Auch in anderen Bereichen meines (Gefühls-) Lebens hatte ich Mauern errichtet. Sie sollten Verletzungen verbergen und mich starkmachen. Ich habe lange nicht gemerkt, wie sehr sie das Gegenteil bewirken. Vielmehr machte ich mich daran, sie weiter auszubauen und zu verstärken.
Das Leben findet einen Weg.
Ich glaube, dass meine größte Stärke die Hoffnung ist. So lag auch am Fuße jeder Mauer ein Samenkorn davon. Manchmal reichte es, die feuchte Luft des Morgens und die Sonne an diese Plätze schein zu lassen. Ein andermal brauchten die Samen viel Wasser.
Das Wasser bestand dann aus vielen ungeweinten Tränen. Tränen, die ihren Lauf nahmen und gleichsam den Samen der Hoffnung nährten. Wie auch im Wetter folgte auf den Regen, Sonnenschein. Der Samen spross und gedieh.
An vielen Orten in meiner Seele sind Mauern abgetragen oder eingefallen. An ihrer Stelle stehen nun die schönsten und lebendigsten Gärten. Gärten, die ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht hätte vorstellen können.
Ich weiß ich ob und wie viele Mauern noch da sind. Aber eins weiß ich ganz gewiss:
Das Leben findet einen Weg.
Und Du?
Irgendwie ist „Das Leben findet einen Weg“ ein Mantra für mich geworden. Es hat mir durch manch schwere Zeit geholfen. Heute nutze ich es gerne im Umgang mit meinen Klienten um Vertrauen in sich selbst und das Leben zu finden.
Vielleicht findest du für dich ebenfalls einen Satz, der dich durch schwierige Situationen begleitet. Er ist nur für dich! Du musst ihn niemanden sagen. Ich finde es sehr hilfreich.