Magic Every Moment

So, dass sollte also mein (Lebens-)Jahr werden. Ich hatte einen fantastischen Urlaub hinter mir und noch drei Tage Zeit meinen Geburtstag vorzubereiten. Im Urlaub hatte ich mir Gedanken gemacht, was ich mit diesem Jahr wohl anfangen könnte. Tolle Ideen und Pläne formten sich. Ich war überglücklich. So gut und energiegeladen hatte ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. 

Das Leben hat seine eigenen Pläne

Zuhause angekommen mache ich die Terrassentür auf und habe sie in der Hand. So eine Glastür ist echt schwer. Provisorisch verschließe ich sie wieder. Am nächsten Tag werde ich den Fensterbauer anrufen und die Reparatur in Auftrag geben. Zu meiner Ernüchterung erfahre ich, dass es für meine Tür keine Ersatzteile mehr gibt.

Den Tag kann ich das Haus nicht verlassen. Nachdem ich mit dem Glaser nichts klären konnte, setze ich mich ruhig hin. Danach schaue ich mir meine Fenster alle an. Ich nehme eines, dass ich eigentlich nie öffne, auseinander und wechsele die Teile mit der Tür aus. Klappt. Noch zwei Tage Zeit, meinen Geburtstag vorzubereiten.

Mit dem nächsten Morgen kommt der Anruf von meiner Mutter. Sie hat große Schmerzen und kann nicht mehr laufen. Ich kümmere mich um den Hund, dann um einen Arzt für meine Mutter. Das nimmt den ganzen Tag in Beschlag. Samstag ist es immer noch nicht besser. Der Hund muss versorgt werden und ein weiterer Arzttermin steht an. Mit viel Glück schaffe ich es noch einzukaufen.

Sonntag. Mein Geburtstag. Ich bin ratsch alle und habe mal gerade ein paar Dinge geregelt bekommen. Dennoch ist alles, inklusive mir, fertig. Die Gäste kommen. Es wird ein schöner Nachmittag. Am nächsten Tag beginnt die Arbeit.

Meiner Mutter geht es nicht besser. Weitere Arzttermine müssen gemacht werden. Morgens, mittags und abends eine halbe Stunde mit dem Hund gehen und zwischendurch Dinge für meine Mutter regeln. In der Arbeit ist das Chaos ausgebrochen. Ein Krisengespräch jagt das nächste. Morges um 7 Uhr raus, um mit dem Hund zu gehen. Abends um 22 Uhr nach dem letzten Arbeitstermin zu Hause. Das Wochenende macht da keine Ausnahme. 

Von Meinen tolle Plänen bekomme ich nicht einen Hauch umgesetzt. Im Gegenteil, die Arbeit, die ich liegenlassen muss, stapelt sich. Ich verzweifele etwas und überlege, welche Zeichen ich wohl übersehen habe. Zwei Wochen sind rum und ich bekomme keine Luft mehr.

Umdenken

Ich sitze auf dem Sofa. Trinke einen Wein und muss aufpassen, dass daraus nicht mehr wird. In einem Geistesblitz fällt mir der Film „23“ ein. Ich erinnere mich noch daran, wie danach die Zahl „23“ immer wieder in meinem Leben auftauchte. Telefonnummern, parkende Autos, Treppenstufen und das Fußballspiel. Mir wird schlagartig klar, dass ich nach den verkehrten Zeichen gesucht hatte.

Ich hatte nach der Bestätigung des Chaos gesucht und es natürlich auch gefunden. Ich lache laut über mich selber. Ähnlich wie Don Quichote war ich gegen Windmühlen geritten. Ich habe versucht, Dinge in den Griff zu bekommen, die außerhalb meines Einflusses liegen. Ich atme durch und stelle meinen Wecker auf halb sechs.

Die halbe Stunde am Morgen nutze ich, um mich mit einem Kaffee nach draußen zu setzen und den Wolken zuzusehen. Dann schaue ich meinen Tagesplan durch und streiche zwei Termine, die momentan nicht nötig sind. Die Zeit nutze ich zu einem ausgedehnten Regenspaziergang mit dem Hund. Ich werde ruhiger. Mit dem Regen verziehen sich die dunklen Wolken über mir. 

Am nächsten Morgen sind das Wetter und ich klarer. Ich setze mich ins Auto und fahre zu meinem ersten Termin. Eine weitere Krisensituation. Ich bin ruhig und gehe meine Einflussmöglichkeiten durch. Das Gespräch wird ein voller Erfolg. Ich freue mich. Auf der Rückfahrt schalte ich das Radio ein.

„Magic every Moment“ läuft und ich grinse wie das größte Honigkuchenpferd. Na, wenn das nicht ein Zeichen ist ….  

Und du?

Beobachte dich bitte zwischendurch selber. Worauf richtest du deine Aufmerksamkeit? Auf das was sein sollte? Auf das was ist? Auf das was nicht funktioniert oder auf das was klappt? Auf deine Fehler oder auf deine Stärken? …

Warum glaubst du, dass das, was du denkst wahr ist?

 

One thought on “Magic Every Moment

  1. Was für ein schöner Artikel, großartig!
    Wenn man davon ausgeht, dass das Universum, Gott, etc. wahrscheinlich sich nicht genau um mich und mein eigenes privates Glück jetzt genau in diesem Moment kümmern (können), dann liegt die beste Möglichkeit, selber etwas zu tun so klar vor Augen, dass wir es häufig einfach übersehen: worauf richte ich meine Aufmerksamkeit, meinen Fokus, und was halte ich im Gewahrsein in diesem Moment?
    Und wenn das etwas Angenehmes ist, dann bekomme ich das mehr mit als das andere, ohne groß etwas ändern zu wollen … mehr so, als ob ein Gast an einem großen Buffet sich einfach das nimmt, was ihm schmeckt, und nicht dauernd das, was er besonders unappetitlich ist … nur weil es besonders bunt ist und daher die gewohnheitsmäßige Aufmerksamkeit auf sich zieht … und wer sagt das jetzt der Tagesschau und darüber hinaus allen Medien, die sich gerade über “bad news” am besten verkaufen?
    Herzliche Grüße
    Ralf

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