Ich sitze am Spielbrett und wurde gerade vor meinem Haus rausgeworfen. Hämisches Lachen in der Runde. Das letzte Spiel hatte ich haushoch gewonnen. Ich wurde zum gejagten auserkoren. Nun wartet mal. Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt.
Das Glück ist auf meiner Seite. Zwei sechser und eine fünf. Ich kann meinen größten Widersacher rausschmeißen. Wir werfen uns kumpelhaft immer ausgefallenere Schimpfwörter an den Kopf. Die Kinder, die mit von der Partie sind, bekommen einen Lachkrampf. Das Spiel muss kurzzeitig unterbrochen werden.
Kurz und gut, das Spiel macht allen Spaß. Am Ende verliere ich haushoch und wir alle müssen immer noch lachen. Eigentlich sollen die Kinder jetzt ins Bett gehen. Ich setze mich auf die Couch, genehmige mir einen Wein und öffne mein Buch.
Ich sehe auf und die kleine Natalie steht in der Tür. Sie sieht mich mit großen Augen an. Mein Freund nickt und verschwindet in der Küche. Ich lege mein Buch beiseite und lade Natalie ein, sich mit auf das Sofa zu setzen. Ich ahne, dass Sie etwas bedrückt.
Wir fangen an uns zu unterhalten. Erst über den Abend, dann über den Nachmittag. Schlussendlich landen wir beim Morgen in der Schule. Natalie hat das Gespräch geschickt gelenkt und ich überlasse ihr gerne die Führung.
Aus dem Spiel ins Leben
Plötzlich sind wir wieder beim „Mensch ärgere dich nicht“. Doch es geht nicht mehr um das Spiel sondern ums Leben. Menschen, die einen einfach vom Spielbrett werfen und sich diebisch darüber freuen, wenn man fällt. Mitspieler, die schummeln und nur auf Ihren Vorteil bedacht sind. Unterschiede zwischen miteinander und übereinander Lachen.
Ich bin immer wieder erstaunt, wie tiefgründig man sich mit Kindern unterhalten kann. Natalie ist da keine Ausnahme. Mir wird klar, dass die Kleine sich ausgeschlossen fühlt. An dieser Stelle übernehme ich behutsam wieder die Führung des Gespräches, doch ich bleibe beim Spiel.
Mich interessiert es, welche Menschen sich denn freuen, wenn sie wieder aufsteht. Sie erkennt, dass es einige gibt, vor allen Dingen sie sich aber über sich selber freut. Anschließend überlegen wir, wie Natalie wieder auf das Spielbrett zurückkommen kann.
Beim Mensch ärgere dich nicht ist es einfach. Du musst einen Sechser werfen und bist wieder im Spiel. Natürlich gehört auch etwas Glück dazu. So überlegen wir weiter, was man denn in anderen Spielen tun kann um wieder auf das Brett zurück zu kommen. Schließlich landen wir bei den Schimpfwörtern und erstellen eine Top-Ten.
Vom Dauernasenbohrer über Fußsohlenriecher bis zum Ohrenschmalzverkoster lernen wir beide die Liste auswendig. Natalie lacht und eine Hoffnung zurück auf das Spielfeld zu kommen macht sich breit. Glücklich schläft sie auf der Couch ein. Ich trage sie noch ins Bett.
Am nächsten Morgen verabschiede ich Natalie mit „Viel Glück im Spiel“. Ich setze mich wieder auf das Sofa und schnappe mir mein Buch. Lesen kann ich nicht ich bin viel zu aufgeregt. Ich sehe sie durchs Gartentor kommen und kann mich noch gerade bremsen, die Tür aufzureißen.
Glücklich strahlend und mit einem dicken Veilchen steht sie vor mir. Sie erzählt von dem Morgen und wieviel Spaß sie gehabt hat. Gleich ist sie noch mit zwei Freundinnen verabredet. Das war sie schon seit Wochen nicht mehr.
Das Veilchen kam angeblich dadurch, dass Sie einen Ball vor den Kopf bekommen hat. Ich glaube ihr kein Wort, lasse es aber stehen. Ich bin so stolz auf sie und nun ist Natalie raus spielen.
Und Du?
Ich möchte dich einladen, das Leben öfters als Spiel zu beobachten. Getreu dem Motto „Lebst du noch oder spielst du schon?“
Wir alle fallen schon mal vom Spielbrett oder werden gar unsanft runter geworfen.
- Willst du zurück ins Spiel?
- Möchtest du ein neues Spiel beginnen?
- Wie kannst du das eine oder andere spielerisch und kreativ umsetzen?