Vorweg
Ich hatte schon an verschiedenen Stellen geschrieben, dass Selbstkritik aus meiner Sicht selten hilfreich ist. Sie zieht uns oft eher runter und lähmt unsere kreativen Kräfte, anstatt zur Lösung beizutragen. Dennoch kennen wir ihn alle. Der innere Kritiker meldet sich schnell zu Wort. Interessanterweise häufig dann, wenn wir aufbauende Unterstützung brauchen.
Warum mit dem inneren Kritiker beschäftigen?
Mein Ziel in der Arbeit mit Klienten und der Texte hier im Blog ist es, dass die Menschen, lernen liebevoll mit sich umzugehen. Aus meiner langjährigen Erfahrung in der Begleitung von Menschen ist, dass ein liebevoller und entspannter Umgang mit sich enorm wichtig ist. Wer liebevoll mit sich umgeht, ist eher in der Lage, in schwierigen Situationen den Kopf über Wasser zu halten.
In unangenehmen und schwierigen Situationen haben Menschen mit einem liebevollen Umgang sich selbst gegenüber klare Vorteile. Gefühle „zu versagen“, „nicht gut genug“ oder gar „nicht liebenswert“ zu sein, kommen seltener vor.
Ich treffe immer wieder auf Menschen, die an sich zweifeln. Bin ich es wert, geliebt zu werden? Bin ich gut genug, um erfolgreich zu sein? … Mit solchen Zweifeln gerät das Selbstwertgefühl ins Wanken. An einem Teil dieser Selbstzweifel ist der innere Kritiker beteiligt. Wenn es dir auch so geht, denke zwischendurch daran, dass du damit nicht alleine stehst.
Der innere Kritiker uns seine positive Absicht
Der innere Kritiker meint es eigentlich gut mit dir. Er möchte dich beschützen, anspornen oder beides. Es gab und gibt es Situationen, in denen er hilfreich war und ist. Der innere Kritiker nimmt den Raum ein, dem du ihm zugestehst. Wenn du ihm bisher sehr viel Raum gegeben hast, ist es jetzt an der Zeit ihn etwas einzugrenzen. Bevor wir einsteigen, mach dir bitte klar, dass der innere Kritiker nie ganz verschwinden wird.
Wenn du ihn eingegrenzt hast, kannst du ihn auch nutzen. Wie schon gesagt, der innere Kritiker möchte dich unterstützen. Ich finde nur seine Art manchmal anstrengend. Wenn der innere Kritiker und du eine Einheit bilden, kannst du mit ihm umgehen, wie mit einem Menschen, der dich kritisiert. Du hörst dir seine Kritik an und überlegst, ob hinter dar Aussage etwas für dich Wichtiges steckt. Der innere Kritiker kann von dir auch hinterfragt werden. Was lieber innerer Kritiker meinst du damit? Wo sollte ich Veränderungen vornehmen? … Wenn dich seine Aussagen weiterbringen, wunderbar. Sollte für dich nichts Brauchbares dabei herumkommen, vergiss es!
Der innere Kritiker lässt sich zähmen
Die erste Idee hierzu stammt aus einem Buch von Serge Kahili King. Diese Idee habe ich zu einem Zeitpunkt aufgenommen, an dem ich mir dazu noch keine Notizen gemacht habe. Daher kann ich dir leider das Buch nicht nennen.
Serge Kahili King sagt, dass wir mit unseren inneren Stimmen wie mit kleinen Kindern reden sollen. Mal liebevoll und dann wieder eingrenzend. Für den Inneren Kritiker könnte die Aussage so aussehen: „Vielen Dank, dass du mich unterstützen möchtest, aber ich schaffe das jetzt alleine.“, oder etwas kräftiger „Ruhe jetzt! Ich muss mich konzentrieren und abwertende Kommentare kann ich nicht gebrauchen!“ Ich würde dir empfehlen, hier herumzuexperimentieren, bis du die für dich richtigen Worte gefunden hast.
Die zweite Methode habe ich in meiner NLP Ausbildung kennen gelernt. Sie ist umfangreicher, benötigt ein wenig Zeit, Ruhe und muss sicherlich ein paarmal eingeübt werden. Mich persönlich und einige Klienten hat sie enorm weitergebracht. Also steigen wir ein.
Übung
Denke jetzt erst einmal an eine Situation zurück, in der sich der innere Kritiker zu Wort gemeldet hat. Natürlich kam die Stimme aus deinem Kopf. Versuche sie dir dennoch jetzt räumlich vorzustellen. Kam die Stimme des Kritikers von vorne, hinten, rechts oder links neben der Schulter …
Las dir für den Vorgang Zeit. Wenn es nicht sofort geht, macht das nichts. Überlege, von wo aus die Stimme am ehesten gekommen ist. Bei mir war es übrigens rechts hinten, oberhalb der Schulter. Vielleicht lässt du dir auch Luft und versuchst es später noch einmal. Wenn du den Ort, von dem aus der innere Kritiker spricht, gefunden hast, geht es weiter.
Mach dir ein innerliches Bild von dem Kritiker. Es kann ein runder Ball, eine Blume oder was auch immer sein. Hier gibt es kein richtig und kein falsch. Bei mir ist es der Kopf einer Steinskulptur. Wenn du das Bild und den Ort, von dem der Kritiker aus spricht, hast, gehe mit deiner Hand an diesen Ort um den Kritiker (sanft) zu greifen. Hohle ihn mit einer langsamen Bewegung vor dich, so dass ihr „Auge in Auge“ steht. Ich weiß, das bedarf ein wenig Vorstellungskraft, aber du kannst das!
Wenn ihr euch „Auge in Auge“ gegenübersteht, sage ihm: „Sag mir das, was du zu sagen hast von Angesicht zu Angesicht! Dann sind wir ebenbürtige Diskussionspartner.“ Manchmal verliert der innere Kritiker hier schon die Lust. Dann hat sich das erledigt. Hat er was zu sagen, höre es dir an und entscheide, wie du damit umgehen willst.
Der innere Kritiker ist seinen Platz so gewohnt, dass er das nächste Mal wieder von seinem alten Ort reden wird. Hole ihn wieder nach vorne. Wenn du die Übung ein paarmal so ausgeführt hast, wie ich sie hier beschrieben habe, kannst du sie später auch nur in Gedanken durchspielen.
Ich wünsche dir viel Spaß beim Üben!
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Der innere Kritiker – Saboteur des Selbstvertrauens
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