„Das Gehirn kann kein NICHT denken“,
heißt es in vielen Büchern zum Thema Ziele. Bei dieser doppelten Verneinung denkt dein Gehirn also: „Das Gehirn kann denken.“ Diese Hoffnung hatte ich schon immer. Doch zurück zu dem weit verbreiteten obigen Glaubenssatz.
Nach meinem Wissen gibt es derzeit noch keine Möglichkeit so ins menschliche Gehirn einzutauchen, dass es hierfür einen Nachweis gäbe. Darüber hinaus, so muss ich in meiner Praxis feststellen, gibt es immer wieder Menschen, die den Glaubenssatz, „Ich bin nicht liebenswert.“, sehr stark verinnerlicht haben und leben. Nach der Eingangsaussage müssten sie eigentlich denken „Ich bin liebenswert.“ Leider ist es oft ein weiter Weg zwischen diesen beiden Denksätzen.
Der Einkaufszettel
Dennoch solltest du Negationen möglichst vermeiden. Ich erkläre das immer gerne an einem Einkaufszettel für das Lebensmittelgeschäft, den ich für meine Partnerin schreibe. Die Arbeit, hier alles aufzuschreiben, was ich nicht haben will, wäre viel zu umständlich.
Mal angenommen du hättest das trotzdem gemacht und deine so liebevolle, angstfreie Partnerin wäre mit diesem Einkaufszettel losgezogen. Für, wie wahrscheinlich hältst du es, dass sie, Stunden später beispielsweise, unter anderem, mit der Zeitung „Pferd, Angel und Hund“ zurückkommen würde, von der du bis dato noch nie etwas gehört hattest. Auf eine solche Idee, für einen Zeitungsnahmen, währest du nie kommen. Wahrscheinlich würdest du auch eher aufschreiben, was du benötigst.
Wir benutzen alle „Negationen“
Dennoch wirst du, ein „Nicht“ beziehungsweise eine „Verneinung“, wahrscheinlich in anderen Zusammenhängen nutzen. Wie oft höre ich „Sie sollen das nicht mehr so und so machen“, anstatt „Machen sie es bitte in Zukunft so und so.“
Kinder sind hier ein guter Spiegel. Folgender Dialog zwischen Mutter und Tochter, den ich zufällig mitbekam, kann das schön verdeutlichen: „Du sollst nicht auf der Straße gehen.“ …. „Ich habe dir doch gerade erst gesagt, dass du nicht auf der Straße gehen sollst.“ „Ich gehe ja nicht, ich hüpfe.“ Leider ist das hier kein Video und du kannst den ernsthaften Ausdruck der jungen Dame nicht erkennen. Sie war felsenfest davon überzeugt, der Aufforderung der Mutter gefolgt zu sein.
Energieverbrauch senken
Das menschliche Gehirn ist so eingestellt, dass es möglichst wenig Energie verbraucht. Dazu schaltet es möglichst schnell in den „Automatisierungsbereich“. Bei einer Negation, wird ganz schnell ein Punkt rausgesucht, bei dem Mädchen oben war es das „gehen“, der nicht getan werden soll. Vielleicht wird auch noch ein zweiter Punkt, das Hüpfen, als eingeschlossen angesehen, aber das spielen, tanzen, laufen, Roller fahren …. irgendwo wird dichtgemacht. Das ist einfach zu anstrengend für unser Gehirn. Und sicher haben wir als „Auftraggeber“ dessen, was man nicht tun soll, etwas vergessen, was dann doch getan wird.
Wir Menschen sind freiheitsliebend
Es gab eine Untersuchung an der Harvard-Universität, in der es um das Betreten eines Rasens ging. Ohne Zaun liefen 90% der Menschen über den Rasen. Mit Zaun, der leicht zu übersteigen war, liefen nur noch 20% dennoch hinüber. Mit dem Schild „Betreten Verboten“ erhöhte sich der Anteil auf 35 %.
Ich glaube, dass wir Menschen sehr freiheitsliebend sind. Wir lassen uns nicht gerne eingrenzen. Dort, wo Menschen glauben, sie seinen unbeobachtet, macht es ihnen zeitweise sogar Freude, gegen Verbote, und Negationen sind nichts Anderes, zu verstoßen. Leider gab es im oberen Beispiel keinen Test mit „Bitte benutzen sie die Wege“. Ich weiß aus einem nahegelegenen Naturschutzgebiet, dass mit dieser Aussage, die besten Resultate erzielt wurden.
Schriftverkehr
Im schriftlichen Bereich ist dies noch viel intensiver. Ein Nicht wird sehr schnell überlesen. Dann wundern wir uns, wenn die Sachen anders laufen. Dabei hattest du doch ganz genau geschrieben, was passieren soll.
Ich hatte mal eine junge Frau in meiner Praxis, die sich bei einem Singleportal angemeldet hatte. Sie bekam dauernd sehr eindeutig sexuelle Angebote. Dabei hatte sie doch in ihrem Profil geschrieben, dass sie genau dieses nicht wolle. Nachdem sie ihren Eintrag geändert hatte, nahmen die eindeutigen Angebote um 70% ab.
Was du tun solltest
Wenn du das nächste Mal in einem Gespräch mit einem anderen merkst, dass du ein „Nicht“ in deiner Aussage hast, erweitere deine Aussage. Sag deinem Gegenüber, was genau du erwartest oder was, wie etwas, genau geschehen soll. Wenn möglich schlage noch eine bis maximal zwei Alternativen vor. Du wirst nach einiger Zeit feststellen, dass Aufgaben eher in deinem Sinne abgeschlossen werden.
Gerade, wenn du etwas schreibst, versuche möglichst auf „Negationen“ zu verzichten. Überprüfe zukünftig deine Mails und Briefe darauf hin.
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