„Das Schöne an der Vergangenheit ist, dass sie vorbei ist.“ Ich weiß leider nicht mehr, von wem dieses Zitat ist. Für mich stimmt es nur bedingt. Die Vergangenheit hinter sich lassen ist ein Prozess, der meines Erachtens nicht vollständig funktioniert. Das hat Vor- aber auch Nachteile.
Ich werde beide Seiten darstellen und dir aufzeigen, wie du für dich einen Umgang damit finden kannst, der dich weiterbringt. Wenn du es eilig hast oder meinen Ausführungen nicht folgen möchtest kannst du zur Überschrift „Dein Weg in die Zukunft“ springen.
Beachte stets, dass deine Vergangenheit dich geprägt hat. Durch sie bist du der Mensch geworden, der du heute bist. Das gilt für die angenehmen und weniger angenehmen Situationen.
Vergangenheit und Zukunft
Wenn du dich auf den Weg machst, um Situationen zu verändern, die dich belasten, nimmst du immer eines mit: Dich selbst. All das, an das du glaubst, wie du fühlst und wie du handelst. Hier bildeten sich in deiner Vergangenheit deine Glaubenssätze. Dass was andere früher über dich erzählt haben und die Geschichten, die du selbst über dich erzählest, gehört ebenfalls dazu.
Stell dir mal vor, du würdest von jetzt auf gleich bei null anfangen. Du wüsstest nicht mehr, was du glauben solltest. Wem oder was könntest du noch trauen? Woran würdest du merken, dass du dich auf einem „guten“ Weg befindest? Wie würdest du handeln, wenn du in ungewohnte Situationen kommst?
Die Vergangenheit hinter sich lassen könnte dazu führen, dass du dich verlierst. Nicht alles in deiner Vergangenheit war schlecht. Schließlich hast du ja bis heute überlebt. Dennoch kann die Vergangenheit zu Mechanismen führen, die dich daran hindern, dich zu entfalten. Du solltest also nicht alles glauben, was dir deine Vergangenheit einreden möchte.
Das Weiterführen der Vergangenheit
Extremsituationen zeigen sich öfters in der Partnerwahl. So kommt es häufig vor, dass Menschen die in der Kindheit körperlich oder emotional misshandelt wurden, sich einen Partner aussuchen, der ähnlich mit ihnen umgeht.
Kinder von alkoholkranken Eltern gehen vermehrt eine Partnerschaft mit einem Menschen ein, der eine Suchtproblematik hat. Hierbei kann die Sucht auch in anderen Bereich als dem Alkohol liegen. In beiden Situationen fragt man sich von außen oftmals, wie das sein kann.
Dies sind, wie gesagt, Extreme. Gleichzeitig zeigen sie auf, wie stark die Auswirkungen der der eigenen Vergangenheit auf das Leben sein kann. Ich hoffe, dass es nicht deine Themen sind. Sollte das doch der Fall sein, hole dir bitte professionelle Unterstützung.
Probleme sind Lösungen
Werden wir mal etwas kleiner und persönlicher. Probleme von heute lassen sich teilweise auf Lösungen von früher zurückführen. Um das zu veranschaulichen, möchte ich dir ein wenig von mir erzählen.
Bereits als Kind war ich für den Ausgleich von Streitigkeiten in der Familie zuständig. Sobald es Ärger gab, wurde ich als Vermittler tätig. Ich sprach mit beiden Streitpartnern. Dabei versuchte ich, die jeweiligen Sichtweisen aufzuzeigen. So konnten der Zwist meist beendet werden und das harmonische Familienleben hielt wieder Einzug.
Das ist eine Eigenschaft, die ich heute beruflich sehr gut nutzen kann. Ganz oft gelingt es mir, zwischen zerstrittenen Personen zu vermitteln und einen gemeinsamen Weg zu finden. Beruflich gesehen also ein ziemlich geniales Potential. Und wo ist nun das Problem?
Das Problem liegt darin, dass ich in vielen Bereichen, die mich direkt betreffen ebenfalls rationalisiere. Es ist schwer, mit mir zu streiten. Das ging so weit, dass ich Menschen verstehen konnte, die meine persönliche Grenze überschritten oder mich sogar ausnutzten.
Ich verstand sie und sorgte schnell wieder für ein harmonisches Miteinander. Meinem Gegenüber gefiel das sehr gut und ich machte mich so auch beliebt. Der Schaden der angerichtet wurde, lag einzig und alleine bei mir. Das mit dem „Beliebt“ hatte ich geglaubt. In Wahrheit war das Gegenteil der Fall. Die Vergangenheit hinter sich lassen sieht anders aus.
Hier zeigt sich, dass persönliche Beständigkeit in Denken, Handeln und Fühlen zu einer Falle werden kann. Gleichzeitig führt sie dadurch beständig in eine Opferrolle.
Opfer der Situation
Mir ging es dementsprechend lange so, dass ich, in meiner Geschichte, der gute war. Schließlich verstand ich die anderen doch und ging auf sie zu. Ich war gut und die Welt würde gut sein, wenn die Anderen das endlich akzeptieren. Gefangen!!!
Zugegeben, ich habe lange gebraucht um aus der Situation herauszukommen. Sicherlich scheint es auf den ersten Blick entlastend zu sein, anderen die Schuld zu geben. Das wird dich aber genauso wenig weiterbringen, wie es mich weitergebracht hat.
Es geht darum die Verantwortung für dein Leben zu übernehmen. Hierzu gehört dein Denken, dein Handeln und dein Fühlen. Für mich war es nicht angenehm, mich dieser Verantwortung zu stellen. Zu erkennen das es meine Aufgabe war, dafür zu sorgen, dass die Anderen mich so wahrnehmen wie ich war. Es bedeutete mich zu Zeigen. Mit meinen Bedürfnissen und was mir besonders schwer viel, Grenzen zu setzen.
Unsere Biographie wirkt
Deine eigene Geschichte enthält oftmals beides. Die Potentiale, die du für dich nutzbar machen kannst und Fesseln, die dich in alten Verhaltensmustern gefangen halten. Glaubensätze und Verhaltensmuster, die in der Kindheit oder Jugend dein seelisches Gleichgewicht hielten, können sich heute negativ auswirken.
So ist es für Kleinkinder überlebenswichtig gemocht zu werden. Ablehnung ginge mit großer Unsicherheit, ja sogar dem Tod einher. Einige Kinder versuchten, um ihr Überleben zu sichern, zu gefallen und den Eltern jeden Wunsch von den Augen abzulesen.
Das Gefallen um jeden Preis wird ins Erwachsenenalter mitgenommen. Solche Kinder werden dann zu Menschen welche die Bedürfnisse anderer weit über ihre eigenen Stellen und sich so im wahrsten Sinne des Wortes aufopfern. Für sich selber einzustehen fällt ihnen schwer. Es ist aber möglich. Ähnlich wie bei mir, ist es unter Umständen ein längerer Weg. Ein Weg, der sich lohnt.
Die Vergangenheit hinter sich lassen bedeutet in diesem Zusammenhang weg von alten Mustern zu kommen und das kann jeder lernen.
Dein Weg in die Zukunft
Vielleicht ist es sinnvoll einen Teil der Vergangenheit hinter sich lassen zu können. Für mich ist einer der wichtigsten Schritte, das „Jetzt“ erst einmal so anzunehmen wie es ist. Suche nicht nach Möglichkeiten, wie es sein könnte und versuche dir die Situation möglichst wertfrei anzuschauen. Vielleicht wie ein Forscher, der sich anschaut, was gerade geschieht-
Der nächste Schritt besteht darin, dich selber kennen zu lernen. Du hast sicherlich eine dir vertraute Erklärung dafür, dass die Situation momentan so ist, wie sie ist. Woher stammt diese Erklärung? Sind es deine Geschichten, die du dir erzählst? Sind es Geschichten die andere dir erzählt haben? Woher weißt du, dass deine Erklärungen stimmen? Könnte es auch andere Erklärungen geben?
Mache dir deine bevorzugten Muster bewusst. Wie interpretierst und bewertest du? Könnte es auch andere Interpretationen und Bewertungen geben? Welches dir bekannte Reaktionsmuster rückt nun gerade in den Vordergrund? Möchtest du diesem Muster Raum geben? Welche Folgen hätte das für dich und deine Umwelt?
Mit dieser Hinterfragung kannst du aus deinem bisherigen Denk-, Fühl- und Verhaltensmustern aussteigen. Du wirst offen für neue Möglichkeiten. Es ist ein Stück, die Vergangenheit hinter sich lassen zu können.
Neue Möglichkeiten entdecken
Die Vergangenheit hinter sich lassen beutet auch, aus einem Schwarz-Weiß-Muster auszusteigen. Hier ist das Wort „und“ ein Zauberwort. Eine Situation kann so und anders sein. Ich kann (für mich) recht haben und du kannst (für dich) recht haben, auch wenn wir entgegengesetzter Meinung sind.
Wenn das wahr ist, wovon ich hier einfach mal ausgehe, welchen neuen Ideen könntest du dann folgen? Wie könntest du die Situation anders interpretieren und wäre dieser Interpretation zu folgen ein guter Weg? Musst du Sichtweisen verändern oder loslassen? Welche Auswirkungen hat das nun wieder für mich und die Welt?
Welche neuen Bilder und Ideen würden dir weiterhelfen? Wie vermeidest du, dass du dich an alten Bildern und Verhaltensweisen klammerst oder an ihnen kleben bleibst?
Ich hoffe, dass dir dieser Artikel weiterhilft. Wenn das so ist, empfehle ihn doch bitte weiter. Solltest du Fragen oder Anregungen habe, bin ich gerne für dich da.
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Wie man wird, wer man sein kann – R. Arnold
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