Ich habe die die Freiheit, das zu tun, was ich möchte. Okay, in den Grenzen der geltenden Gesetze. Aber auch diese Freiheit stimmt für mich nicht (mehr) so ganz. Ein Teil meiner Freiheit unterliegt immer stärker der Planung.
Während meiner Studentenzeit bin ich montags einfach mal zum Frühstücken nach Paris gefahren und war am Abend wieder zu Hause. Weil ich Lust dazu hatte. Diese Freiheit habe ich sehr genossen. Mal abgesehen davon, dass ich es körperlich weniger umsetzen könnte, bin ich in vieles eingebunden.
Meine Mutter braucht Unterstützung. Die Woche ist durch die Arbeit mit ihren Terminen geprägt. Einfach mal so ans Meer fahren geht nach einiger Planung am Wochenende. Die Nacht zum Tage machen bedeutet, dass ich mindestens zwei Tage brauche, um wieder ins Lot zu kommen.
Manchmal gibt es da die Sehnsucht nach der „alten“ Freiheit. Einfach jetzt und hier eine „spinnerte“ Idee umzusetzen, egal, welche Auswirkungen sie hat. Und manchmal ist diese Zeit auch vorbei. Gleichzeitig birgt sie viele schöne Erinnerungen und Erfahrungen für mich.
Bin ich dadurch unfrei? Ich finde nicht!
Nicht tun, was ich nicht will
„Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will.“ (Rousseau)
Auch hier sehe ich eine Begrenzung. Beruflich habe ich ziemlich viele Freiheiten. Ich habe einen Job, dem ich sehr gerne nachgehe. Berichte schreiben, Fahrtenbuch führen, Steuererklärungen und selbst das Erstellen der Rechnungen, mag ich nicht wirklich.
Dann gibt es auch schon mal Vorgeben von Kunden, die mir im Grundsatz nicht gefallen. „Wer bezahlt, bestimmt, was die Musik spielt“, ist ein Teil meiner Realität. Mit einigem Fingerspitzengefühl gelingt es mir manchmal, die Dinge zu drehen, aber nicht immer.
Der Preis, den ich zu zahlen hätte, wenn ich die Aufgaben nicht erledige, wäre mir zu hoch. Also mache ich Sachen, die ich eigentlich nicht will. Bin ich dadurch unfrei? Ich glaube nicht!
Meine Freiheit
Einige Freiheiten der Jugend sind vergangen. Anthony Quinn bringt es auf den Punkt, wenn er sagt: „Auch mit sechzig kann man noch vierzig sein – aber nur noch eine halbe Stunde am Tag.“ Bei mir ist es dann eher fünfundzwanzig. Aber die halbe bis ganze Stunde nehme ich mir.
Die Freiheit des Alters besteht für mich, hier muss ich Rousseau recht geben, darin „Nein“ zu sagen. Zu Gelegenheiten, Aufgaben, Vorgaben und manchmal sogar zu Menschen. Obwohl mir Letzteres nach wie vor schwerfällt.
Ich liebe meine kleinen Freiheiten. Einfach mal raus in die Natur fahren. Bis mittags im Schalfanzug durch das Haus zu laufen. Einfach mal nichts zu tun und meinen Träumen nachzuhängen. Sinnvolle und -lose Gespräch führen. Immer wieder Neues ausprobieren. Mich mit Menschen zu umgeben, die ich mag. Zu ignorieren, was die Nachbarn sagen. ….
Da sind auch die großen Freiheiten. Einen Beruf zu haben, der mich ausfüllt. Selbstständig zu sein. Ideen entwickeln und in diese Zeit sowie Geld investieren zu können. Mir Auszeiten zu nehmen, wenn ich sie brauche.
Und manchmal alle Vernunft beiseitezuschieben und das zu tun, wozu ich Lust habe. Die Konsequenzen werde ich tragen können, wie immer sie auch aussehen.
Ungeachtet der Freiheiten, die ich habe, gibt es die Sehnsucht, diese zu erweitern. Sie ist ein guter Antriebsmotor für neue Ideen, verrückte Gedankenspielereien und tatsächliche Veränderungen.
Und du?
Wie sieht es mit deiner Freiheit aus?