Raus aus der Komfortzone – Nein danke!

Raus aus der Komfortzone – Nein danke!

Immer mal wieder taucht die Idee auf, dass wir unsere Komfortzone verlassen sollen. Je nach Autor und Darstellung werden wir dadurch wachen. Auch wenn ich die Idee, hinter diesen Artikeln gut finde, hat mir die Wortwahl nie gefallen.

Nach meinen NLP – Seminaren und vielleicht sogar noch stärker während meiner Hypnoseausbildung ist mir die Wichtigkeit von Worten deutlich geworden. Worte wecken Bilder und Assoziationen in uns. Ich mache dir das Mal an meinem Bild der Komfortzone deutlich.

Mein heutiges Bild (draußen schüttet es aus Eimern) der Komfortzone ist mein Wohnzimmer. Der Kamin brennt, ruhige Musik schmückt den Hintergrund und es ist kuschelig warm. Schon alleine die Idee, diesen Raum verlassen zu sollen löst bei mir eher Widerstände aus.

Ich glaube, dass die Aussage – Raus aus der Komfortzone – oftmals bremst. Doch einfach mal der Reihe nach.

Was ist die Komfortzone?

Deine Komfortzone ist der Bereich, in dem du dich körperlich und / oder geistig zuhause fühlst. Sie bestätigt das, was du über die Welt glaubst (deine Glaubenssätze). Komfortzonen sind für jeden von uns verschieden. Manchmal sind wir uns ihrer gar nicht bewusst. Ein andermal bemerken wir sie erst, sobald sie gestört werden.

In Komfortzonen bist du dir deinem Handeln sicher. Auch wenn sie dir nicht immer gefällt, du weißt, wie du reagieren kannst. Du umgibst dich mit Menschen, die deine Welt und deine Werte teilen.

Der für mich wichtigste Teil meiner Komfortzone besteht aus meinen Freundschaften. Teilweise kennen wir uns seit über 30 Jahren. Wir wissen um unsere Macken und Stärken. Hier bin ich voll und ganz ich. Es gibt wenig Überraschendes und wir können uns aufeinander verlassen.

Gleichzeitig gehst du Dingen sowie Situationen aus dem Weg, die dich belasten könnten. Du bleibst auf der sicheren Seite des Lebens. Die Sache hat einen Haken. Manchmal liegen unsere Stärken genau dort, wo wir sie nicht vermuten. Das ist ein Bereich außerhalb unserer Komfortzone.

Drei Beispiele aus meinem Leben

In der ersten Klasse hat meine Kunstlehrerin vor der Klasse ein Bild zerrissen. Es entsprach nicht ihren Anforderungen an die gestellte Aufgabe. Für mich eine äußerst demütigende Situation. Aus Selbstschutz bin ich dann in der Komfortzone „Ich kann nicht zeichnen“, geblieben. Doch das Leben findet einen Weg. Dazu gleich mehr.

Früher habe ich mich nicht getraut, mir fremde Menschen anzusprechen. Das ging sehr weit. Wenn ich in der Stadt auf Toilette musste, habe ich mich nicht getraut, nachzufragen, wo eine ist. So bin ich dann den weiten Weg nach Hause gefahren. Zuhause war meine Komfortzone. Hier habe ich später einen Weg gefunden, auf andere zuzugehen. Auch das greife ich nachher noch einmal auf.

Ich liebe schöne Kleidung. Meine Komfortzone lag bei 40 DM für einen Pullover. 50 DM hätte ich nie ausgegeben. So schön konnte der Pullover gar nicht sein. Das endete erst, nachdem ich meinen ersten Kaschmirpullover geschenkt bekommen hatte. Ein angenehmes Gefühl auf der Haut konnte ich mir bis dahin noch nicht einmal ansatzweise vorstellen. So, erst einmal genug von mir. Zurück zur Komfortzone.

Die Komfortzone ist wichtig

Die Komfortzone ist wichtig

In deiner Komfortzone fühlst du dich zuhause. Wie bereits gesagt, weißt du, wie du auf die verschiedenen Situationen und Anforderungen reagieren kannst. Hier kannst du in Ruhe immer wieder zu dir selber finden. Die Komfortzone gibt dir Sicherheit und Geborgenheit. 

Du kannst dich entspannen und auftanken. Sie ist dein Freiraum. Gleich werde ich den Begriff der Komfortzone auch gezielt durch den Begriff Freiraum ersetzen. Wie ich bereits angedeutet habe, die Idee hinter dem Gedanken – raus aus der Komfortzone – finde ich gut. Die Beschreibung möchte ich jetzt auch gerne nutzen, um dir meine Gedanken, zur Wirkung von Worten, näherzubringen.

Was hört sich für dich besser an? Was motiviert dich mehr zum Handeln? Lese dir die beiden Aussagen einmal durch. Achte auch darauf, welche Gefühle sie in dir auslösen.:

  • Gehe raus aus der Komfortzone um deine Lebendigkeit zu spüren.
  • Erweitere deinen Freiraum um deine Lebendigkeit zu spüren.

Mich motiviert die Aussage, meinen Freiraum zu erweitern, deutlich mehr.

Den Freiraum erweitern

Den Freiraum erweitern

Alle Entscheidungen, die wir treffen, treffen wir aus unserem Freiraum (der Komfortzone) heraus. Wenn du anfängst, deinen Freiraum zu erweitern, erweiterst du gleichzeitig deinen Entscheidungsspielraum. Wäre ich beispielsweise in meinem „schüchternen“ Freiraum geblieben, hätte ich mich nie selbstständig machen können.

Sobald du beginnst, deinen Freiraum zu erweitern, kann sich das komisch anfühlen. Einige deiner bisherigen Vorgehensweisen passen nicht mehr in die neue Situation. Du wirst neue entwickeln müssen. Unter Umständen kommen dann Talente zum Tragen, die dir bisher nicht bewusst waren.

Dein gesamtes Leben wird sich ausdehnen und du wirst neue Erfahrungen sammeln. Wenn du das tust, wirst du wahrscheinlich merken, dass du viel mehr Kraft hast, als dir bisher bewusst war. Ein sehr belebendes Gefühl.

Kommen wir zurück zu meinem Verhältnis zur Kunst. Nachdem ich meiner „Elektriker – Karriere“ an den Nagel gehangen hatte, habe ich mich für das Arbeiten mit Menschen entschieden. In dem Zusammenhang musste ich einen Kurs belegen: „Kunst gestalten mit Kindern und Jugendlichen.“

Die ersten Stunden waren echt hart. So musste ich einen Nebel malen oder einen Wachstumsprozess. Nach und nach kam meine Freude am Gestalten zurück. Ohne dieses „Muss“ hätte ich sicherlich weiterhin einen Bogen um das Thema Kunst gemacht. Das wäre schade gewesen. Mein kreatives Potential und mein Interesse wären weiterhin einen Dornröschenschlaf anheimgefallen. Ich hätte echt was verpasst.

Was du fühlst, ist richtig

Was du tun kannst

Plane an jedem Wochenende zwei bis drei Wagnisse, die du in der nächsten Woche eingehen wirst. Achte auch verstärkt auf die Situationen, in denen du im Moment zögerst. Sie geben dir einen Aufschluss darüber, wo dein Wagnis liegen könnte. Nämlich genau in diese Situationen hinein zu gehen.

Nimm dir etwas vor, was deinen Freiraum erweitert. Nur ein kleines Stück. Um nochmal auf mich zurückzukommen. Ich habe damit angefangen, fremde Menschen nach der Uhrzeit zu fragen. Für mich war das damals sogar ein echt großer Schritt.

Ruf einen Menschen an, den du dich bisher nicht getraut hast anzurufen. Wenn du ähnlich wie ich, beim Kleiderkauf eine Grenze hattest, überschreite sie doch einfach mal. Fahr mit der Bahn zur Arbeit, wenn du bisher mit dem Auto gefahren bist. Nimm das Fahrrad.

Besuche ein anderes Restaurant oder bestelle etwas, was du bisher noch nicht gegessen hast. Gehe alleine auf eine Party. Schaue dir einen Kinofilm an, den du dir normalerweise nicht ansehen würdest. …

Vielleicht nimmst du dir etwas vor und schaffst es dann nicht, es wirklich umzusetzen. Das ist normal. Gehe also bitte freundlich mit dir um. Du hast es versucht und das ist schon mehr als die meisten Menschen schaffen. Behalt die Situation im Auge und nimm sie, erneut in deinen Plan auf.

Ich würde mich freuen, wenn du mir berichten würdest, wie du deinen Freiraum erweitert hast.

Hier geht es zur Übersicht der Artikel in diesem Blog.
 

Wenn du zukünftig keinen Artikel mehr verpassen möchtest, dann trage dich einfach in die Newsletterliste ein!

In meinem Newsletter informiere ich dich über Themen der Persönlichkeitsentwicklung, Beziehungen und deren Gestaltung. Informationen zu den Inhalten, der Protokollierung deiner Anmeldung, dem Versand über den US-Anbieter MailChimp, der statistischen Auswertung sowie deiner Abbestellmöglichkeiten, erhält du am Ende meiner Datenschutzerklärung.



Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.