Hier im Rheinland geht es zur Karnevalszeit hoch her. Viele verkleiden sich. Tagen eine Maske oder ein ganzes Kostüm. Einfach mal unentdeckt in eine andere Rolle schlüpfen. Wie in der Kinderzeit. Zum Karneval ist es auch für Erwachsene „erlaubt“.
Von Karneval einmal abgesehen, tragen wir alle häufig eine Maske. Eine Maske, die uns schützen soll. Wir wollen ja nicht in allen Dingen gleich erkannt werden. Zu einem Vorstellungsgespräch gehst du vielleicht im Anzug oder Kostüm. Privat bist du eher Leger unterwegs.
Wir nutzen die Maske auch, um uns vor anderen zu verbergen. Ein Schutzschild, damit niemand sieht, wie wir wirklich sind. Unsere Gefühle und verletzlichen Seiten soll sie verbergen. Damit schnüren wir uns gleichzeitig die Lebendigkeit ab.
Eventuell gehörst du nicht zu den Menschen, die eine Maske be-nutzen. Herzlichen Glückwunsch dazu! Dann kannst du andere darin unterstützen, ihre abzulegen. Wenn du selber doch dazugehörst, lass mich dir etwas sagen: Mahl nur unter uns beiden, dein wahres Ich ist nicht so schlimm, dass du es niemanden zeigen kannst. Ehrlich gesagt ist es sogar sehr schön. Schau nur genau hin!
Es ist an der Zeit, mal ein wenig Luft unter deine Maske zu lassen. Du musst sie nicht gleich ausziehen. Vielleicht gönnst du deinen engeren Freunden mal einen Blick auf das Gesicht unter der Maske. Bevor wir zu deiner ganz persönlichen Maske kommen, möchte ich dir nochmal darstellen, warum Menschen Masken tragen. Danach werde ich dir einige der häufigsten Masken vorstellen und letztendlich dir vorschlagen, auf deine zu schauen.
Die Maske und die Gefühle
Ich weiß nicht, woran es liegt, aber die Angst, dass jemand unser wahres Ich erkennt, ist sehr hoch. Gerade in der heutigen Zeit wollen wir lebendig, gut im Kontakt und unternehmenslustig sein. Trauer, Angst und andere unangenehme Gefühle weisen wir weit von uns.
Wenn du möchtest, das es dir richtig schlecht geht, kannst du gut Facebook dazu nutzen. Nimm dir einen nicht so schönen Tag und schaue, was all die anderen für tolle Erlebnisse und Erfahrungen haben. Es werden nur die schönen Seiten des Lebens gezeigt. Die Schwierigen meist verschwiegen. Wenn du dann also hingehst und deinen nicht so schönen Tag mit dem tollen Tag anderer vergleichst, wird es garantiert traurig.
Aber auch unangenehme Gefühle sind ein Teil von uns. Du kannst nicht in deine wirkliche Stärke kommen, wenn du sie verdrängst. Sie sind dennoch ein Teil von dir. Wenn du einmal mit dem Verdrängen begonnen hast, brauchst du viel Energie um sie weiter zu verstecken. Diese Energie fehlt dir an anderer Stelle.
Um unsere ungeliebten Seiten zu vermeiden, bauen wir Mauern um sie herum oder setzen Masken auf. Gerade ein heikles Thema wie zum Beispiel „Einsamkeit“ lädt dazu ein, es zu verstecken. Also Maske an und durch. Oder eben genau auch nicht. Hinter der Maske lebt die Einsamkeit weiter. Das Schlimme daran ist, potentielle Bekanntschaften können es riechen. Die Maske wird so zum Bumerang.
Die Masken dieser Welt
Wie bereits gesagt, nutzen wir Masken gerne um uns vor unangenehmen Gefühlen zu schützen. Wir lenken uns gleichsam von ihnen ab. Sicherlich gibt es unendlich viele verschiedene. Ich möchte dir hier ein paar näher vorstellen.
Die shopping Maske
Du hast einen blöden Tag gehabt? Dann solltest du dir jetzt mal was Schönes gönnen. Ein paar neue Schuhe ein neues Kleid oder nur ein Buch. Damit wir uns nicht falsch verstehen, es ist schön und richtig, dir etwas zu gönnen! Die Frage ergibt sich aus dem Gefühl dahinter.
Ganz fatal wird es, wenn wir mit dem Gekauften andere beeindrucken wollen. Das neue Kleid, Auto oder die extravagante Wohneinrichtung. Manchmal dienen diese Dinge dazu, in Kontakt zu kommen oder gar bewundert zu werden. Du bekommst Aufmerksamkeit.
In dem Bereich wird die Maske besonders stabil. Das Problem, das welches noch dazukommt, ist, dass du ständig neue Sachen kaufst. Schneller, schöner und besser. Auch ein Motto unserer Zeit.
Die Intellektuellen Maske
Gefühle lassen sich nicht wirklich (er) klären. Du fühlst sie. Manche Menschen neigen dazu, die Gefühle zu intellektualisieren. Sie versuchen sie zu erklären und einzuordnen, damit sie nicht an ihre Verletzlichkeit herankommen.
Da ist Tim, ein heute 35-jähriger Mann. In seiner Kindheit wurde er von seiner Mutter oft verprügelt. Teilweise konnte er tagelang nicht sitzen. Er erklärt mir, in welcher Situation seine Mutter damals steckte und welche Erlebnisse sie als Kind gehabt hatte. Heute hat er ein gutes Verhältnis zu ihr.
An die Wut, auf die Misshandlungen kann er nicht eingehen. Er hat Sorge, dass sie sein gutes Verhältnis zur Mutter zerstören könnte. Leider ist er heute auch nur allzu schnell bereit, Verletzungen durch andere zu erklären und so auszuhalten. Angebrachte Wut wird wegerklärt.
Die Maske der Arbeit
Wer viel arbeitet, bekommt viel Anerkennung dafür. Es ist so einfach, sich hinter der Arbeit zu verstecken. Ich habe immer mal wieder mit Menschen zu tun, die sehr viel Arbeiten um möglichst wenig zu Hause zu sein.
Zu Hause müssten sie sich den Situationen und den damit verbundenen Gefühlen stellen. Da ist es doch besser, die Anerkennung für die erbrachte Leistung zu bekommen, oder nicht?
Nach dem Tod meines Vaters habe ich diese Maske bewusst genutzt. Ich hatte gerade einen großen Auftrag begonnen, als mein Vater verstarb. Ich wusste, dass mich die Situation komplett aus der Bahn werfen konnte. So nutzte ich die Möglichkeit, mich in meiner Arbeit zu vergraben. Erst drei Monate später hatte ich den Mut mich meinen Gefühlen zu stellen und sie auszuhalten.
Sex als Maske
Auch das ist eine immer beliebter werdende Maske. Viel Sex mit möglichst verschiedenen Partnern. Die körperliche Nähe täuscht Intimität vor. Intimität bedeutet aber, sich einzulassen. Mit allem da zu sein. Seine Gefühle, auch die unangenehmen, zeigen zu können und darauf vertrauen, dennoch geliebt zu werden.
Sex ist eine Ware geworden. Selbst schon im frühen Abendbereich gibt es Reklame für Spielzeuge, die das Sexualleben bereichern sollen. Ich sehe hierin das Problem, dass Sex, Liebe und Intimität oft gleichgesetzt werden. Leider ein Trugschluss.
Da ich es für wichtig halte, wünsche ich dir natürlich gerne viel Sex. Noch mehr wünsche ich dir allerdings echte Intimität. Menschen, bei denen du mit allen deinen Seiten sein darfst. Unabhängig davon, wie es dir gerade geht und was du fühlst.
Eine Maske macht noch keinen Menschen
Egal, welche Maske du trägst, du wirst hart daran arbeiten, diese aufrechtzuerhalten. Leider wird es dir wahrscheinlich ähnlich ergehen wie mir. Erst wenn du deine Maske ablegst, wirst du merken, wie anstrengend ihr tragen eigentlich war.
Das schlimme an diesen Masken ist, dass sie nichts ändern. Die Gefühle bleiben erhalten. Die Maske konserviert sie sogar. So verstärkt sie sich selber und hält dich in deinen Gefühlen gefangen. Ich nutze jetzt mal einen harten Vergleich.
Masken sind wie die schusssicheren Westen der Soldaten im Krieg. Sie schützen für den Moment. An der Ursache des Krieges werden sie nichts verändern. Beenden werden sie ihn schon gar nicht.
Du bist so viel mehr als deine Maske. Du bist ein wunderbarer Mensch. Zeig dich, mit all deinen faszinierenden Facetten! Ich weiß, dass dieser Schritt etwas Mut braucht. Gleichzeitig habe ich erlebt, wie befreiend und bereichernd er sein kann. Die Sache lohnt sich!
Deine Maske
Du weißt selber, wann du dich lieber versteckst, als deine Gefühle zuzulassen. Vielleicht spielt die Angst, dass du aus allen Fugen gerätst, eine Rolle. Das passiert nur sehr selten. Am besten holst du dir etwas Unterstützung bei einem guten Freund oder einer Freundin.
Sollten starke Ängste eine Rolle spielen, die du vielleicht schon Jahre mit dir herumschleppst, solltest du dir gestatten eine professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Vor allem im Bereich von Süchten oder Missbrauchserfahrungen.
Nimm dir zuerst Zeit. Fühle nach, in welchen Bereichen du deine Gefühle oder deine „wahres“ Ich vor der Außenwelt verbergen willst. Hier ist der wichtigste Schritt, erst einmal zu bemerken, wann es „passiert“. Sehe solche Situationen, wie ein Forscher an.
„Ah, da ist es. Ich habe eine Maske aufgesetzt um es zu verbergen.“ Bewerte es nicht. Mach dich nicht dafür runter. Es ist wie es im Moment gerade ist und es ist gut so! Nimm es einfach wahr.
Nach einer Weile wirst du erkennen, wie du dich am liebsten ablenkst. Welche Maske du trägst. Stell dir diese Maske bildlich vor. Wie sieht sie aus? Welche Form und Farbe hat sie? Sind die Augenhöhlen durchsichtig, klar oder farbig? Wie sind Mund und Nase gestaltet? ….
Dann stell dir eine Zeitlang abends vor, wie du sie ablegst. So, dass du sie jederzeit wieder anziehen kannst, wenn du sie brauchst. Erkenne dein schönes und strahlendes Ich dahinter. Stell dir nun Situationen vor, in denen du sie ab jetzt weniger brauchst. Tue nicht mehr! Beobachte, was sich verändert. Es wird sich verändern!
Wenn du zukünftig keinen Artikel mehr verpassen möchtest, dann trage dich einfach in die Newsletterliste ein!
In meinem Newsletter informiere ich dich über Themen der Persönlichkeitsentwicklung, Beziehungen und deren Gestaltung. Informationen zu den Inhalten, der Protokollierung deiner Anmeldung, dem Versand über den US-Anbieter MailChimp, der statistischen Auswertung sowie deiner Abbestellmöglichkeiten, erhält du am Ende meiner Datenschutzerklärung.