Glaubenssätze kommen überall vor. Es gibt Glaubenssätze auf der Ebene von Kulturen, Gemeinden, Religionen und bei jedem einzelnen Menschen. Sie helfen, die Welt zu verstehen und Ordnungen ins Chaos zu bringen. Sie beinhalten jedoch auch Schwierigkeiten, da sie dich eingrenzen können.
Glaubenssätze beeinflussen, wie du die Welt um dich herum wahrnimmst. Genauso beeinflussen sie das, was du wahrnimmst. Außerdem werden deine Reaktionen auf äußere und innere Ereignisse durch sie gesteuert. Auf ihre Wirkung in Beziehungen war ich bereits eingegangen.
Glaubenssätze sind Verallgemeinerungen. Wenn du jede Aktion und Reaktion jederzeit hinterfragen und auf alle möglichen Reaktionen prüfen würdest, kämest du nicht mehr ins Handeln. Wahrscheinlich würdest du an der Welt, eventuell sogar an dir Verzweifeln. In diesem Artikel möchte ich dir Möglichkeiten aufzeigen, mit einschränkenden Glaubenssätzen umzugehen.
Eine Geschichte
Ein Mann ist der festen Überzeugung, dass er tot ist. Er geht nicht mehr arbeiten und verweigert jede Nahrungsaufnahme. Tote können weder Arbeiten noch benötigen sie Nahrung! Ein Psychiater wird herbeigerufen. Der findige Mann stellt die Behauptung auf, dass er mit Toten sprechen kann.
So kommt es zu einem langen Gespräch zwischen den beiden. Am Ende des Gespräches ist der Mann immer noch der Meinung tot zu sein. Da fragt ihn der Psychiater: „Können tote Menschen bluten?“ Der Mann antwortet: „Nein, natürlich nicht.“ Das Gespräch geht weiter: „Wie kommen Sie darauf, dass Tote nicht bluten können.“ „Sobald ein Mensch gestorben ist, setzt der Kreislauf aus. Das Blut wird nicht mehr durch den Organismus gepumpt.“ Der Psychiater nimmt eine Nadel und sticht dem Mann in den Finger. Biologisch bedingt blutet der Mann nun. „Oh verdammt, Sie haben recht! Tote können bluten.“
Die Krux mit den Glaubenssätzen
Diese sicherlich humorvoll gemeinte Geschichte zeigt zwei wichtige Punkte auf:
- Bei vielen Glaubenssätzen gehen wir davon aus, dass sie der Wahrheit entsprechen.
Gerade bei Glaubenssätzen, die durch kulturelle oder familiäre Zusammenhänge entstanden sind, halten wir für wahr, ohne sie zu überprüfen. Wenn beispielsweise jemand von sich glaubt, dass er ungeschickt ist, hat dieser Denksatz meist eine lange Geschichte.
Wahrscheinlich hat diese Person, in der Kindheit, bereits von seinen Eltern und dem Umfeld unendlich oft zu hören bekommen, wie ungeschickt sie ist. Hieraus bildet sich eine Geschichte, die sie über sich und ihr Leben erzählt. Hierzu hatte ich bereits einen Artikel geschrieben. Diese Geschichte wird weitergelebt.
- Glaubenssätze lassen sich von außen kaum faktisch in Frage stellen.
Wie der Mann in der oben erzählten Geschichte werden die Fakten an den Glaubenssatz angepasst, nicht umgekehrt. Je tiefer ein Glaubenssatz in dir verwurzelt ist, umso weniger wird er sich von außen beeinflussen lassen.
Ein Mensch, um bei dem Beispiel zu bleiben, der sich für ungeschickt hält, wird ein „geschicktes“ Verhalten als Ausnahme ansehen. Eine Ausnahme, die die Regeln bestätigt. Wer sagt übrigens, dass die Ausnahme die Regel bestätigt? Stimmt dieser Glaubenssatz?
Der blinde Fleck
Das schwierige an Glaubenssätzen ist, dass sie oftmals absolut unbewusst und tief verborgen ihre Arbeit erledigen.
Ich hatte mich schon immer über die vielen hupenden Autofahrer geärgert. Ein kleine Verzögerung „HUP“; Die Ampel spring von Rot auf Gelb „HUP“; Ein Fahranfänger fährt etwas langsam „HUP“ ….
Gott sei Dank, war ich da anders. Dachte ich zu mindestens. Dann war die Hupe an meinem Auto defekt. Erst jetzt merkte ich, wie oft ich auf die Hupe gedrückt habe.
Das ist sicherlich ein recht unverfänglicher Glaubenssatz. (Ich bin ein rücksichtsvoller und verständiger Fahrer.) Leider läuft es bei Glaubenssätzen wie „Ich bin wertlos“ oder „Ich bin langweilig“ nicht anders. Solche Glaubenssätze schränken immens ein.
Ich erlebe es immer wieder, wie Menschen sich solche Glaubenssätze selbst bestätigen, ohne es jedoch, nur ansatzweise, zu merken. Leider gibt es in diesem Bereich nur wenig Rückmeldung.
Freunde lieben dich. Sie akzeptieren dich so, wie du bist. Sonst wären es ja auch keine Freunde. Gerne übersehen sie deine kleineren und größeren Macken, da du so viele tolle Seiten hast. Das macht es leider nicht einfacher, deinen einschränkenden Glaubenssätzen auf die Spur zu kommen.
Einschränkende Glaubenssätze erkennen
Bestimmt kennst du schon einige einschränkende Glaubenssätze von dir. Achte einmal darauf, wie du über dich selbst denkst. Dieses Denken kannst du verändern! Wenn du „Ich bin …“ oder besser noch „Ich bin wirklich ….“, „zu dumm, langweilig, nicht liebenswert …“ denkst, handelt es sich wahrscheinlich um einen Glaubenssatz. Notiere dir solche Sätze.
Wenn du einen guten Freund hast, frag ihn ruhig auch mal nach deinen „schlechten“ Seiten. Vorsicht, du musst und solltest nicht alle verändern. Auch diese Rückmeldungen werden dir Glaubenssätze aufzeigen können. Einfacher wird es für dein gegenüber, wenn du ihm erklärst, dass du an dir arbeiten und etwas verändern möchtest. Viele Menschen unterstützen dich gerne bei deinen Veränderungen.
Gerade, wenn du in solchen Momenten denkst: „Da hat sie wirklich recht.“ Wirst du einem Glaubenssatz auf der Spur sein. Ihr solltest das Gespräch am besten mit den Punkten beenden, in denen Ihr beide wirklich toll seid.
Eine weitere gute Möglichkeit, deinen Glaubenssätzen auf die Spur zu kommen sind Coachings und Therapien. Wenn dir das zu viel oder zu teuer ist, schau doch mal in die Angebote deiner Stadt und der Umgebung. Du wirst Seminare zum Thema Flirten, Rhetorik, Körpersprache und so weiter, finden. In solchen Seminaren erhältst du Rückmeldungen zu dir. Aus diesem Feedback kannst du Rückschlüsse auf deine Glaubenssätze ziehen.
Dann gibt es da noch die Situationen, die für dich unangenehm waren. Wenn du dir diese Situationen nochmal genauer anschaust, kannst du auch hier Rückschlüsse auf deine Glaubenssätze ziehen.
Glaubenssätze verändern
Aus meiner Sicht gibt es viele wirklich gute Instrumente, um Glaubenssätze zu verändern. Viele der Methoden finden im Coaching, der Therapie oder in Seminaren statt. Auch deswegen kann es hilfreich sein, solche Gelegenheiten zu nutzen. Sie sind zu komplex um sie hier aufzuzeigen. Bei ihnen ist es auch sinnvoll, wenn der Anwender sich damit richtig gut auskennt.
Ich möchte dir jetzt zwei recht einfache Möglichkeiten aufzeigen, deine Glaubenssätze zu verändern. Wann immer möglich solltest du dir jedoch Unterstützung bei Freunden, Bekannten oder aus der Familie holen. Das wird vieles vereinfachen.
Wenn du dir deine einschränkenden Glaubenssätze aufgeschrieben hast, lese sie dir noch einmal durch. Suche den heraus, von dem du glaubst, dass du ihn am einfachsten verändern kannst. Fange an, nach Gegenbeispielen zu suchen. Die solltest du dir übrigens auch aufschreiben. Du kannst sie, wenn es nötig ist, dann nochmal nachlesen.
Da wir meist das finden, wonach wir suchen, wird es einfacher werden, den Glaubenssatz in Frage zu stellen. Dir werden immer mehr Gelegenheiten auffallen, in denen dein Glaubenssatz nicht stimmt. Du kannst ihn also nach und nach zu den „brauche ich nicht mehr“ Akten legen.
Bei für dich nützlichen Glaubenssätzen kannst du übrigens genauso vorgehen. Suche nach immer mehr Beweisen, dass sie stimmen.
Finde Alternativen
Wenn du einen einschränkenden Glaubenssatz, zum Beispiel „Ich bin schüchtern!“, gefunden hast, suche nach Alternativen. Hier ist die Verlockung groß, ins andere Extrem zu verfallen. „Ich bin der tollste Hecht im Karpfenteich.“ Das ist kontraproduktiv! Nach meiner Erfahrung sind solch extreme Gegensätze zum Scheitern verurteilt. Danach fühlst du dich eventuell noch schlechter als zuvor. Suche eher nach Sätzen, die etwas näher an der Realität sind.
„Nach und nach komme ich besser in Kontakt.“, wäre so ein Beispiel. „Mir fällt es zunehmend leichter, auf andere zuzugehen.“, ein anderes.
Jedes Mal, wenn du merkst, dass du den „alten“ Glaubenssatz nährst, sage dir innerlich STOP! Dann sage dir bewusst den neuen Glaubenssatz und versuche danach zu handeln.
Ich wünsche dir viel Erfolg mit deinen „neuen“ Glaubenssätzen.
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Von einschränkenden Glaubenssätzen befreien in 30 Minuten
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