Ich hatte im Artikel „Zeige deinen Ärger!“ das Thema Ehrlichkeit im Prinzip schon angesprochen. Deinen Ärger zu zeigen bedeutet, ehrlich zu sein. Mit dir, da es deine Gefühle spiegelt und mit den anderen, die dich besser einschätzen können.
In diesem Artikel möchte ich das „ehrlich“ sein noch genauer beleuchten. Zuerst möchte ich dir eine kleine Geschichte aus meinem Leben erzählen.
Ehrlich sein in der Liebe
Es ist jetzt schon 15 Jahre her. Ich war damals sehr verliebt. Eine junge Frau hatte es mir richtig angetan. Wir hatten uns ein paar Mal im Freundeskreis getroffen und viel miteinander gelacht. Ich bat sie um ein Date. (Auch schon eine Form von Ehrlichkeit.) Sie sagte mir direkt: „Peter, ich mag dich. Ich finde dich lustig und habe viel Spaß mit dir. Mehr als eine Freundschaft kann ich mir jedoch nicht vorstellen. Entscheide bitte, ob wir Freunde bleiben können oder ob wir uns besser aus dem Weg gehen.“ Mit diesen Worten ließ sie mich stehen. Wie du dir vorstellen kannst, war der rechtliche Abend nicht ganz so angenehm. Wir sind heute noch befreundet und manchmal sprechen wir über diesen Abend. Daher weiß ich auch, dass die Situation für Sie ebenfalls unangenehm war.
Zurückweisung tut weh
Es ist uns unangenehm ehrlich zu sein, wenn wir glauben, andere zu verletzen. Das oben war nicht mein erster Korb und nicht der letzter. Es war in jedem Fall der Ehrlichste.
Natürlich schmerzt eine Zurückweisung. Das war uns beiden klar. Wenn du deine Aussage allerdings in Watte einpackst, könnte es sein, dass sie nicht ankommt. Dein gegenüber macht sich vielleicht weiter Hoffnung und der Absturz ist dann noch viel tiefer.
Aussagen wie „Du bist ja ganz nett …“, oder „Du findest bestimmt eine bessere als mich.“, lösen einen leichten Brechreiz bei mir aus. Das ist weder nett noch ehrlich. Ich fühle mich dabei nicht gesehen. Damit bin ich nicht alleine. Ich habe in vielen Gesprächen mitbekommen, dass es anderen Menschen genauso geht.
Wenn du kein Date möchtest, bleibe ehrlich. Sage es dem anderen genauso, wie es ist. Die Situation ist für euch beide unangenehm. Jeder Versuch die Aussage zu entschärfen wirkt, aus meiner Sicht, für beide nur noch unangenehmer. Mit etwas Taktgefühl kannst du die Situation meistern, ohne allzu großen Schaden anzurichten.
Bleibe bei dir und sprich über deine Gefühle! „Ich bedanke mich für das Kompliment und …“ Verkneife dir bitte das Wort „nett“. Wenn du wirklich etwas „nett“ an deinem Gegenüber findest, dann benenne es auch!
Auch annehmen ist nicht einfach
Oh man, ich habe schon so viele Situationen erlebt, in denen sich eine der beiden Seiten geziert hat, seine Gefühle einzugestehen. Alleine diese Momente würden ein Buch füllen.
„Ich will nicht, dass er/sie glaubt, ich sein so leicht zu haben.“ „Ich möchte nicht, dass sie glaubt, ich will nur ins Bett mit ihr.“ „Meine letzte Beziehung ist noch gar nicht (schon viel zu) lange her.“ „Ich brauche noch Zeit.“ ………………
Ob aus einem anfänglichen „gefällt mir“ mehr wird, kannst du nur herausfinden, wenn du dich darauf einlässt. Wenn du zurückhaltend bist, kann es sein, dass die Situation schneller vorbei ist, als sie begonnen hat. Vielleicht hast du in diesem Moment deinen Traummann oder deine Traumfrau verpasst. Das wäre ziemlich mies!
Lass dich ein! Wenn du noch nicht zu viel Nähe zulassen möchtest, sag das. „Ich finde dich toll und ich möchte es langsam angehen.“ Triff dich an öffentlichen Orten und schau, was das Spiel euch beiden, aber vor allen Dingen dir bringt. Ehrlich sein wird euch beiden guttun.
Das erste Ansprechen
Auch hier spielt Zurückweisung eine große Rolle.
Ich glaube, dass wir uns zeitweise noch im Status eines Neandertalers befinden. Wenn ein Neandertaler in einer „Großfamilie“ seine liebevollen Gefühle gezeigt hat und er wurde abgelehnt, dann war´s das. Die Idee mit der Fortpflanzung konnte er vergessen. Heute geht es uns zeitweise ähnlich.
Wir haben schnell den Eindruck, wenn ich einen Korb bekomme, ist das, das Ende. Das ist es nicht! Die Erde wird sich weiterdrehen und du wirst dich erholen!
Bei den Samurai war es ehrenhaft, eine Entscheidung in sieben Atemzügen zu fällen. Diese Form der Entscheidung stellte sicher, dass nicht zu viele Bedenken hochkamen und die Intuition, das Bauchgefühl, mit einbezogen wurde.
Ein solches Vorgehen würde ich dir in diesem Fall auch raten. Gib den „Aber-Wenn´s“ nicht großartig Raum. Das Leben ist zu kurz um Chancen vorbeiziehen zu lassen. Wenn du einen Korb bekommst, musst du vielleicht erst mal deine Wunden lecken. Dann gehst du raus und zeigst den anderen, was für ein wunderbarer Mensch du bist.
Ehrlich sein im Allgemeinen
Ehrlich sein vereinfacht das Leben. Du musst dir nicht die ganzen Ausreden merken. Ehrlichkeit und Taktgefühl sind eine gute Mischung. Wenn du ehrlich bleibst, gewinnst du Vertrauen und Bewunderung. Du selber weißt, wo du stehst und die anderen können es erkennen. Du wirst mehr von dem erreichen, was du dir wünschst.
Noch eine Geschichte
Ich komme noch aus einer Generation, in der arbeitslos werden, ein Makel war (ist). Das man seinen Job verloren hat, hat man das tunlichst für sich behalten. Eine gute Freundin von mir ist hier anders vorgegangen. Ihr Mann wurde arbeitslos und das in einem Alter, von dem es heißt, dass man keinen Job mehr bekommt. Beide haben im Freundes- und Bekanntenkreis von der Arbeitslosigkeit erzählt. Sie baten darum, Bescheid zu sagen, wenn jemand eine Idee hat oder etwas hört. Nicht viel Später hatte der Mann wieder eine Stelle. Sogar eine, die ihm besser gefiel als seine Vorhergegangene.
Ehrlich sein bedeutet auch zu fragen
Schau dir mal kleine Kinder an. Die Fragen, wenn sie etwas haben wollen. Klar sind sie auch motzig, wenn sie es nicht bekommen. Meist erhalten sie es aber. Es ist ein Teil ihres Charmes. Diesen Charme kannst du auch nutzen.
Wenn du etwas willst, frage danach! Du wirst erstaunt sein, wie oft du das bekommst, was du möchtest.
Meine Mutter ist großartig darin, ihre Wünsche so zu verpacken, dass sie keiner mitbekommt. Danach ist sie dann oft traurig oder wütend. Sie hatte doch zu verstehen gegeben, was sie möchte. Hat sie eben nicht.
Keiner kann Gedanken lesen. Wenn du deine Wünsche erfüllen möchtest, musst du sie aussprechen. Wie schon gesagt: „Ein Nein wird dich nicht umbringen.“ Du hast deinen Wunsch einfach so rübergebracht, dass er nicht erfüllt wird. Du hast gelernt, wie es nicht geht. Versuche es anders oder bei einer anderen Person.
Weiterlesen
Frag doch einfach – I. Cooper
Nett ist die kleine Schwester von Scheiße – R. Niazi-Shahabi
So machst du dir Freunde – A. Matthews
Links
Aufrichtigkeit: Was Ehrliche auszeichnet
Ehrlichkeit in der Partnerschaft
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