Zugegeben, ich ärgere mich über das Thema Selbstoptimierung. Für mich fällt es in die Kategorie „Höher – Schneller – Weiter“. Mir geht das Ganze ziemlich auf den Geist. Selbstoptimierung schafft nämlich genau eins: Es bringt dich weg von deinem Selbst! Es hält dich klein und macht dich dumm.
Selbstoptimierung setzt meist am Handeln an. Fähigkeiten zu optimieren, um Leistungseffizienter zu werden. Darüber hinaus fallen Selbstoptimierung und Wirkung auf andere erzielen recht schnell zusammen.
Eine traurige Selbstoptimierung
Das Buch „Wer die Nachtigall stört“ von Harper Lee war ein enormer Erfolg. Es wurde gefeiert, wie kaum ein zweites Buch. Die Euphorie zu der Harry Potter Reihe reicht vielleicht an dieses Buch heran. Was passierte danach? Nichts! Harper Lee schrieb keine weiteren Bücher mehr.
Sie hatte Angst nicht mehr an ihren Erfolg heranzukommen oder ihn gar zu übertreffen. Ein besseres Buch zu schreiben, also Selbstoptimierung zu betreiben, schien ihr unmöglich. Die Konsequenz war, nicht mehr zu schreiben.
Wie schade, selbst wenn die Bücher danach nur halb so gut gewesen wären, hätten sie die Welt bereichern können. Wenn man sich ständig selbst optimieren möchte, gelang man an einen Punkt, von dem aus das nicht mehr möglich erscheint. Hier geben viele Menschen auf, die noch so Bereichernd für die Welt sein könnten.
Wäre Harper Lee bei sich selbst geblieben, hätte sie weitergeschrieben. Sie hätte das gemacht, was ihr entsprach. Und wer weiß? Vielleicht hätte sie sich genau dadurch selbst übertroffen.
Du musst dich nicht optimieren
Selbstoptimierung hängt nach meiner Erfahrung mit Selbstkritik zusammen. Schließlich braucht die Optimierung Kontrolle. Selbstkritik empfinde ich als schädlich für jeden Menschen. In dieser unheiligen Kombination töten Kritik und Selbstoptimierung die Kreativität. Genau diese Kreativität benötigst du um Probleme zu lösen, und neue Erfahrungen zu machen. Wenn du beides, vor lauter Optimierung nicht umsetzten, kannst, bleibst du dumm.
An dieser Stelle möchte ich gerne eines meiner Vorbilder, Dr. Joseph Zinker, zu Wort kommen lassen: Nimm jeden Menschen so an, wie du einen Sonnenuntergang annehmen würdest. Bei einem Sonnenuntergang würdest du ja auch nicht sagen: „Der ist ja ganz schön, aber dort könnte noch etwas mehr rot und darunter ein hellblau sein.“ Nimm dich bitte so an, wie du bist!
Du musst dich nicht optimieren. Du bist gut so, wie du bist! Du bist einzigartig! Natürlich entwickelst du dich. Das gehört einfach zum Leben dazu. Ich finde es gut, wenn du selber entschiedest, in welche Richtung du dich entwickeln möchtest. Schließlich gibt es hierzu diesen Blog.
Selbstoptimierung und Persönlichkeitsentwicklung
Aus meiner Sicht geht Selbstoptimierung in die Breite. Sie bezieht sich auf das Handeln und die Wirkung nach außen. Mich erinnert sie an das Maschine-Mensch-Bild der Industrialisierung. Ich hatte die Hoffnung, dass dieses Bild endlich der Vergangenheit angehört. Leider tut es das nicht. Motoren kann man optimieren, Menschen nicht!
Für mich gehören zu einem Menschen auch seine Ecken und Kanten. Die Ansätze von Selbstoptimierung, die mir bekannt sind, versuchen gerade diese abzuschleifen. Bekanntlich sind nur Nullen rund.
Persönlichkeitsentwicklung, wie ich sie verstehe, geht in die Tiefe. Es geht um dein Sein! Und genau diesem Sein gilt es, Ausdruck zu verschaffen. Hier geht es darum, wer du bist und was du willst. Auf diesem Weg können sich Veränderungen ergeben. Sie sind dann ganzheitlicher und an dir orientiert.
Nehmen wir mal an, du möchtest eine Liebesbeziehung führen. Hierfür ist es eventuell nötig, dass du mehr nach draußen gehst, mehr flirtest. Das solltest du möglichst aus deinem Inneren selbst heraus tun.
Es gibt etliche optimierte Flirtsprüche. Sie haben durchaus ihre Berechtigung und können dir ein Wegweiser sein. Wenn du dich beim Flirten jedoch zu weit von deinem Selbst entfernst, werden die Beziehungen eher kurzlebig sein. Auch ein „One-Night-Stand“ ist in Ordnung, wenn du das willst. Dann ist es genau das, eine schöne Nacht und keine Liebesbeziehung.
Selbstoptimierung und die Arbeit
Ich möchte hier noch eine Idee von Vera Birkenbihl einflechten. Wenn du angestellt bist, sehe dich doch mal als Selbständiger. Du bist dein eigener Herr und vermietest deine Zeit an deinen Arbeitgeber. Für mich war das übrigens ein Schritt in die tatsächliche Selbstständigkeit.
Gerade, wenn du selbstständig bist, ist dein Sein ein wichtiger Verkaufsfaktor. Menschen, welche ähnliche Produkte oder Dienstleistungen verkaufen, wie du, wird es genug geben. Allerdings wird das niemand so tun, wie du!
Gerade bei Flauten habe ich es oft erlebt, dass Optimierungen im Vordergrund standen. Glaub mir ich kann das gut verstehen und habe es selber schon praktiziert. Mit diesem Vorgehen rutscht man schnell in die Vergleichbarkeitsfalle. Da kommst du nur schwer wieder raus.
In solchen Momenten überleg bitte erst wie du deine Art, das Geschäft zu führen, stärker an den Mann oder die Frau bringen kannst. Vielleicht gilt es, Abläufe zu optimieren oder andere Anpassungen vorzunehmen. Bedenke bei allem, dass es zu dir passen sollte. Wenn es passt, spricht nichts gegen eine Angleichung. Und genau das meine ich: Du gleichst dein Geschäft an dir an und nicht umgekehrt.
Was du tun kannst
Überlege bei allen anstehenden Veränderungswünschen, ob es das ist, was du willst. Denke weiterhin darüber nach, welchen Teil deines Selbst die Veränderung zum Leuchten bringen soll.
Wenn du merkst, dass du etwas verändern möchtest, um anderen zu gefallen, überlege dir bitte Folgendes: Ist die Veränderung für dich auch gewinnbringend, wenn sie den anderen dann doch nicht gefällt? Wer wirst du sein, wenn du dich verändert hast? Kannst du dieses „Neue Ich“ annehmen?
Etwas „nur“ für andere zu ändern geht meistens schief. In jedem Fall solltest du, ohne Erwartungen an andere, hinter der Veränderung stehen. Dieses gilt besonders dann, wenn du selbstständig bist und neue Kunden sucht, beziehungsweise alte behalten möchtest.
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Ui, nun bin ich zum ersten Mal nicht Deiner Meinung, Selbstoptimierung hat doch nichts damit zu tun, sich nicht so anzunehmen, wie man ist. Es geht doch vielmehr darum, sich mit verschiedenen Handlungen nicht selbst zu schaden und auch darum, anderen nicht zu schaden. Was spricht dagegen, sich zu entwickeln, mehr zu lernen, das Beste aus seinem Leben zu machen?
Wenn wir alles so lassen, wie es ist und uns hinter dem “ich bin eben so” verstecken, ist dann noch Wachstum möglich? Was spricht dagegen, seine Einstellungen aus anderen Perspektiven zu betrachten, sie zu hinterfragen, sie der jeweiligen Lebenswelt immer wieder neu anzupassen? Das Mindset darf doch jederzeit mitwachsen. So wie das Gehirn eine gewisse Plastizität aufweist, darf es doch auch der Geist, die Seele, das Herz, das Sein tun, oder?
Hallo liebe Elke,
ich finde es wichtig, sich selbst weiter zu entwickeln. Sonst gäbe es ja wohl den Blog auch nicht. Mit dem Optimieren habe ich so meine Schwierigkeiten.
Optimierung fängt in den Bereichen an, in denen Prozesse nicht rund laufen. Der Begriff kommt ursprünglich aus der Mathematik. Wurde dann auf maschinelle Prozesse angewendet, um letztendlich im Management zu landen.
Bei der Optimierung geht es immer um ein Wirken nach außen hin. Läuft ein Prozess, in der Außenwirkung, rund interessiert es niemanden wie die inneren Abläufe sind.
Selbstoptimierung, wie ich sie kennen gelernt habe, hat den gleichen Blick. Den des nach außen hin funktionieren. Vermeidliche Fehler sollen abgeschaltet werden und der Mensch immer besser funktionieren.
Aus meiner Sicht sind Menschen nicht Rund. Sie haben ihre Ecken und Kanten. Wenn wir versuchen und rund zu schleifen schadet das unserer Persönlichkeit. Mehr noch, das was uns wirklich ausmacht, drängt immer ans Licht. Manchmal dann in Bereichen, in denen wir auch anderen schaden.
Ich finde es auch wichtig, eigene Prozesse zu strukturieren und optimieren. Damit bleibt uns mehr Zeit für das Wesentliche. Prozesse zu optimieren ist wichtig. Menschen optimieren zu wollen, halte ich für falsch.
Für mich geht es um Ent-wickl-ung, im wahrsten Sinne des Wortes. Das, was in uns liegt, aus den ganzen Schalen heraus zu wickeln und ein selbstbestimmtes Leben leben. Ich glaube, dass wir mit dem Besten aus uns selbst ein besseres Leben führen werden. Dadurch wird es leider nicht einfacher. In jedem Fall wird es lebendiger und spannender.
Ansonsten stimme ich mit deinen Aussagen überein.
Lieben Gruß
Peter