Du bist ein Geschenk für die Welt! Hört sich das für dich komisch an? Es ist so: Du bist ein Geschenk! Ich kenne tatsächlich ein paar Menschen, die diesen Gedanken leben. Die Mehrzahl meiner Kontakte hat jedoch Schwierigkeiten damit. Warum tun sich manche Menschen so schwer mit dem Gedanken? Nun das hat sicherlich verschiedene Gründe. Fangen wir doch einfach mal mit denen aus der Kindheit an.
Nimm dich selbst nicht so wichtig
Ich selber bin noch mit dem Grundsatz aufgewachsen: „Kinder darf man sehen aber nicht hören.“ Mich wundert es nicht, dass ich später so viel Probleme hatte, mir Gehör zu verschaffen. Eine weitere meiner Lieblingsfragen in dieser Umgebung war: „Was glaubst du eigentlich, wer du bist?“ die Frage diente natürlich nicht dem neugierigen Hinterfragen, der eigenen Weltsicht. In dem Zusammenhang finde ich die Frage bis heute nicht nachvollziehbar.
Selbst, wenn es bei dir anders gelaufen ist. Für viele Eltern war ihre Rolle neu. Damit waren sie sehr mit sich und einer hochkomplexen Aufgabe beschäftigt. Unter Umständen waren sie komplett überfordert. Eine solche Überforderung kann leider schlimme Auswirkungen annehmen. Viele Eltern haben nicht gelernt, sich selber anzunehmen. Wie sollten sie es dann an ihre Kinder weitergeben? Das ändert nichts an der Tatsache: Du warst ein Geschenk und du bist es heute noch. Du bist ein Geschenk für die Welt!
Vor allem Mädchen werden selbst heute noch dazu erzogen, adrett, brav und fürsorglich zu sein. Das hauptsächlich im Hinblick auf die Außenwirkung. Frauen sind, zum Teil genetisch bedingt, eher systemisch und auf Zusammenhalt ausgerichtet. Hierdurch nehmen sie die obigen Attribute wahrscheinlich schneller an. Es wird mehr auf die Anderen geschaut, als auf sich selber. Sich selber in den Vordergrund zu stellen gilt als hochmütig.
Aber auch Jungen wurde und wird der Trieb sich zu präsentieren und aus der Gruppe herauszustechen immer mehr abtrainiert. Das vor dem fadenscheinigen Grund einer Teamfähigkeit.
Der hält sich für etwas Besonderes
Diese in der Kindheit und Gesellschaft gelegten Keime wirken heute noch. Wir alle kennen Menschen, die sich gerne in den Mittelpunkt stellen. Wenn das ohne Rücksicht auf andere vonstattengeht, ist es anstrengend. So willst du sicherlich nicht sein. Keine Bange, sollst du auch nicht. Auch ich kenne jede Menge Situationen, in denen ich, „nicht mein Zoo, nicht meine Affen“ denke.
Dennoch, jeder, der denkt, er sei etwas Besonderes, hat recht. Er ist etwas Besonderes. Du bist es auch. Du bist ein Geschenk für die Welt! Genau hier liegt der Knackpunkt. Genauso, wie du ein Geschenk für die Welt bist, sind die anderen es ebenso.
Wenn sich jemand für Außergewöhnlich hält, hat das ja auch was. Zu mindestens hat er ein gesundes Selbstbewusstsein. Klar gibt es auch Menschen, die durch ihre Eigendarstellung ihr geringes Selbstwertgefühl kaschieren wollen. Das wirst du schnell merken. Das ändert nichts daran: Du bist ein Geschenk für die Welt!
Menschen sind Lehrer
Wenn du an jemanden gerätst, der ein guter Selbstdarsteller ist. Schau doch mal genau hin, wie er oder sie das macht. Vielleicht kannst du ja Vorgehensweisen übernehmen. Auch nur ganz leicht. Wenn sie Selbstdarstellung auf Kosten anderer geht, vergiss ihn einfach.
Klar, kannst du ebenfalls durch letztere Menschen lernen. Zumindest, wie man es nicht macht. Aber mal ganz ehrlich: Auch wenn ich der Meinung bin, das jeder Mensch ein Geschenk ist, muss ich dieses Geschenk nicht unbedingt annehmen. Geschweige denn auspacken. Dafür ist mir mein Leben oft zu kostbar. (Nicht mein Zoo, nicht meine Affen.)
Schaue ich dann zu sehr auf mich?
Ich bin ein Geschenk für die Welt, wirkt auf dich vielleicht erst einmal hochmütig. Das hat wiederum mehrere Ursachen. Zum einen könnte jemand, der sich für ein Geschenk hält und das vielleicht sogar lebt, etwas Besonderes schaffen. Mit genügend Selbstvertrauen gibt es wenig, was nicht erreichbar wäre. Damit besteht allerdings die Gefahr, dass derjenige aus der Gruppe herausfällt. Das wird die Gruppe versuchen zu verhindern.
Hinzu kommt auch unser Mangelbewusstsein. Wo kämen wir denn hin, wenn jeder ein Geschenk wäre. Es kann doch nicht jeder etwas Besonderes sein! Oder doch? Was würden denn dann die anderen sagen? Vor allem die, die sich selbst für etwas ganz Besonderes halten? Und, wen juckt es, was sie sagen? Du bist ein Geschenk für die Welt!
Dann sind da noch unsere Einprägungen. „Hochmut kommt vor dem Fall.“ „Vögel die morgens singen, holt abends die Katz.“ Alles nette Einprägungen, die dich möglichst klein halten sollen. Hierzu zwei Tipps: Du bist höchstwahrscheinlich kein Vogel. Wenn du wirklich mal fällst: Aufstehen, Krone richten und weitergehen.
Bei allen Richtungen des dich selbst klein Haltens, bist du weitaus mehr auf dich bezogen. Da gibt es Selbstzweifel und Selbstkritik, die bis zur Selbstzerstörung führen können. Oder ein enormes Verlangen nach Selbstschutz, mit dem du dich einsperrst. Das Geschenk in dir zu sehen ist weitaus weniger selbstbezogen. An dieser Stelle möchte ich meinen Freund Frank gerne zu Wort kommen lassen:
Bitte denke nicht erst daran, wenn der letzte Vorhang fällt! Du bist ein Geschenk für die Welt!
Was gilt es, zu tun?
Freunde dich so nach und nach mit dem Gedanken an. Du bist ein Geschenk für die Welt. Sage dir das ruhig immer Mal wieder. Gerade dann, wenn es besonders schwierig wird. In den Augenblicken, in denen du dich in Selbstkritik verlierst. Momente, in denen du eigentlich fürsorgliche Worte (auch von dir) bräuchtest.
Das Ding mit dem Selbstgespräch
Ich hatte das Thema Selbstgespräch bereits in den Artikeln über den „Inneren Kritiker“ und die Möglichkeit „wirklich etwas zu verändern“ angesprochen. Ich finde es wichtig, genau das nochmal zu tun. Aus diesem Grund hier ein Beispiel für den inneren Dialog:
„Ich bin ein Geschenk an die Welt!“
Innere Stimme (InSt.) „Das glaubst aber auch nur du.“
„Ich glaube das nicht, ich weiß es! Ich bin ein Geschenk an die Welt!“
InSt. „Und, wenn du so ein Geschenk wärest, wäre das jetzt gerade nicht passiert!“
„Dinge passieren und sicher werde ich auch Fehler machen. Mich werden Menschen angreifen, weil sie meinen Wert nicht erkennen. Vielleicht auch, weil sie ihn wahrnehmen. All das ändert nichts: Ich bin ein Geschenk für die Welt!“
InSt. „Na, wenn du meinst.“ (Geht beleidigt ab.)
Keine Sorge, deine innere Stimme ist nur kurz weg. Sie wird so schnell nicht aufgeben. Schließlich hat sie jahrelanges Training hinter sich. Bei der nächst besten Gelegenheit wird sie dir wieder unter die Nase reiben, dass du alles bist nur kein Geschenk. Tritt dieser Stimme immer wieder entgegen.
Sprich deutlich, klar und kräftig mit ihr. Wenn du alleine bist, mache es bitte laut. Dabei hörst du deine eigene Stimme deutlicher. Du bist ein Geschenk für die Welt!
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