Ich will fühlen, jeden Tag ein wenig mehr. Mich, die Anderen und die Welt. Klar liebe ich die schönen Gefühle. Liebe, Freundschaft, Einssein, Genuss und so viele mehr. Gefühle wie Einsamkeit, Verlust und Trauer sind da schwieriger. Sie zuzulassen, ohne mich selbst abzuwerten. Dass jeder seines Glückes Schmied ist, ist weitgehend eine Herausforderung.
Eine Herausforderung, die ich für mich immer angenehmer meistere. Meine Erfahrung ist, dass sich das Einlassen auf meine Verletzlichkeit mich letztendlich stärkt.
Ein Versteckspiel hat aufgehört. Ein Spiel, in dem es darum geht, ein anderer zu sein, als ich es eigentlich in dem Moment bin. Und wie das so oft ist, wenn man sich ewig wiederholende Spiele aufhört, erkannte ich, wie einengend sie sind. Es ist verdammt beschwerlich, nicht ich selber zu sein. Daher entschloss ich, dass ich für diese Anstrengung zu alt bin. Ich mag mich keinesfalls mehr hinter „Alles in Ordnung“ oder „passt schon“ verstecken. Wie ich ganz und gar fühlen möchte, möchte ich auch vollkommen Ich sein. Vor Glück weinen gehört genauso dazu wie aus Wut zu schreien.
Das hat seinen Preis. „So warst du doch sonst nie!; Du bist gar nicht mehr du selbst.“ Sind Sätze, die kommen. „Doch! Ich war vorher so, ich habe es nur gut versteckt und heute bin ich mehr ich selbst, als ich es je gewesen bin.“ Ich will mich Ausdrücken, auch in meinen Gefühlen.
Gefühle ausdrücken
Mir hilft es, in meine Gefühle hinein zu fühlen. Gerne lasse ich mich dabei von Musik unterstützen. Ich suche nach Worten und Geschichten, die meine Gefühle charakterisieren. Viele meiner Worte habe ich in Gedichten gefunden. Andere in Romanen oder sogar Zeitschriften. Synonymlexika gehören zu meinen ständigen Begleitern.
Nun schreibe und rede ich über meine Gefühle. Manche Geschichten und Gedichte spiegeln sie gut. An anderen Stellen werde ich weiter feilen. Einen eigenen Ausdruck für mich und meine Gefühle zu finden macht Spaß.
Das Spannende für mich ist, dass sich dadurch die Gefühle und mein Empfinden mit ihnen verändern. Die Gefühle werden be-greifbar. Das gibt den „guten“ Gefühlen mehr Tiefe und nimmt den „schlechten“ den Schrecken. Bei Letzteren dreht sich meine Welt weiter und ich kann heilende Anteile in ihnen finden.
Die für mich angenehmen Gefühle kann ich weitaus mehr auskosten. Ich kann sie nicht nur fühlen. Ich kann sie sehen und hören. Manchmal sogar schmecken. Das Leben kann so köstlich sein!
Vielleicht überlegst du einmal für dich, wie du deine Gefühle ausdrücken kannst. Vielleicht magst du ebenfalls Worte nutzen. Möglicherweise ist Malen dein Ding. Es gibt aber noch so viele andere Möglichkeiten. Ich Zähle einfach mal ein paar auf: Modellieren, Kochen, Tanzen, Schauspielen, Zeichnen, Fotografieren, Filmen ….
Wenn du eine Methode findest, deine Gefühle auszudrücken, wird das dein Leben bereichern.
Und du?
Wie gehst du mit deinen Gefühlen um? Welche Worte findest du für sie?