Ich brauche niemanden, ist zu einem Lieblingsspiel in unserer Gesellschaft geworden. Jetzt bin ich groß und erwachsen, ich kann das alles alleine. Niemand ist eine Insel! Wir schaffen es in unserem Leben nie ganz alleine. Manchmal täuschen wir es leider vor.
Mach dir bitte klar, dass du nicht auf das Siegertreppchen kommst, wenn du immer alles alleine machst. Du bekommst keine Goldmedaille dafür. Oft ist der Preis, den du für das „alleine schaffen“ zahlst sehr hoch. Nicht selten mündet er in Einsamkeit.
Nach einer Studie der Brigham Young Universität in Amerika ist Einsamkeit genauso schädlich für unser Leben wie Rauchen. Das ist übrigens keine Aufforderung weiter zu rauchen, um nicht einsam zu sein. Ich brauche niemanden, ist ein geradezu perfekter weg in die Einsamkeit.
Zeig Menschen, dass du sie magst
Gerade, wenn es um Sympathien geht, finden wir ganz schnell Ausreden. Dabei ist es vollkommen in Ordnung, wenn wir uns in der Nähe einer Person wohl fühlen und dass auch zeigen. Sicherlich gibt es Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Dennoch erlebe ich es in beide Richtungen oft ähnlich. Beide Geschlechter trauen es sich nicht, jemanden vom anderen Geschlecht zu zeigen, dass sie die Person mögen. „Der/die könnte ja glauben, dass ich etwas von ihm/ihr will.“ Sicherlich willst du! Du willst dich mit Ihr wohlfühlen. Na und? Ich brauche niemanden, bringt dich nicht weiter!
Oft entsteht auch die Angst, dass das gegenüber sich in dich verliebt. Und ist es nicht schön, dass die andere Person dich so sehr mag, dass sie gerne mehr von dir hätte? Wenn du das auch möchtest, wunderbar. Wenn nicht, bedanke dich für das Kompliment und mach klar, dass du nicht mehr möchtest als eine Freundschaft. Sag bitte nicht: „Du bist ja ganz nett …“ oder „Du findest bestimmt jemanden …“ Bleibe ehrlich und bei dir! „Vielen Dank für dieses wunderbare Kompliment! Ich möchte eine Freundschaft und nicht mehr. Kannst du damit umgehen?“
Aus meinem Umfeld
Zwei meiner Freunde haben die Situation mal auf die Spitze getrieben. Er meinte, dass es nicht männlich sei, Ihr zu zeigen, wie gerne er sie wirklich mag. Wenn er von Ihr sprach, leuchteten seine Augen. Er freute sich auf jede Verabredung, ja jede gemeinsame Minute, mit ihr. Jedes Mal wenn er sie traf, schaltete er auf cool. Wir haben über Monate hinweg über diese „heimliche“ große Liebe gesprochen.
Mit einer Freundin traf ich mich regelmäßig einmal im Monat zum Frühstück. Interessanterweise war sie die oben angesprochene Frau. Auch Sie erzählte mir von einem tollen Mann, den sie kennengelernt hatte. Sie wollte ihn aber in keinem Fall anrufen. Es sollte nicht so wirken, als ob sie so einfach zu haben sei.
Irgendwann riss mir bei beiden der Geduldsfaden und ich bin ein sehr geduldiger Mensch. Ich habe sie beide ziemlich angefahren und ihnen gesagt, dass sie endlich mahl ehrlich mit sich selbst und mit dem anderen sein sollen. „Sag ihm/ihr verdammt nochmal endlich die Wahrheit. Hör auf zu lügen und Geschichten zu erfinden.“ Gott sei Dank taten sie es und wurden ein sehr hübsches Paar, mit dem ich mich immer noch gerne treffe. Ich brauche niemanden, hätte sie sicherlich nicht zusammengeführt.
Wir sind Meister im Ausreden erschaffen
„Ich möchte nicht mehr, dass mir jemand wehtut.“ Verständlich! Aber leider eine Ausrede, um dem wahren Leben zu entgehen. Menschen, Freunde, Geschäftspartner und Liebesbeziehungen kommen und gehen. Genauso emotional, wie der Zauber einer neuen Begegnung sein kann, ist auch Ihr Ende.
Es tut weh, wenn uns Menschen, die uns etwas bedeuten gehen oder gar sterben. Leider ist es jedoch so, dass die meisten Freundschaften einen stillen Tod sterben. Man meldet sich nicht mehr. Das war´s! Solche Freundschaften kannst du wiederaufleben lassen! Manchmal klapp es und es entsteht eine Freundschaft, die auf eine tiefere Ebene führt. Doch zurück zu den Ausreden.
Nach der Arbeit bist du zu kaputt um dich nochmal aufzumachen? Du willst Zeit mit der Familie verbringen? Du hast so viel Unerledigtes, das endlich aufgearbeitete werden muss? Wie wahrscheinlich ist es, dass du doch vor dem Fernseher landest?
Hör auf Ausreden zu suchen und begegne dem wahren Leben. Streiche „Ich brauche niemanden“ aus deinem Wortschatz.
Manchmal braucht es Mut!
Natürlich funktioniert deine Welt auch ohne Freundschaften. Dann wird sie nur sehr schnell grau und farblos. Nochmal: Ich brauche niemanden macht einsam.
Wir alle sind schon einmal Verletzt worden. Menschen haben unser Vertrauen missbraucht. Das sagt übrigens mehr über sie aus, als über dich! Das tut weh! Manchmal braucht es eine Zeit um seine Wunden zu lecken. Lass dir damit nicht zu lange Zeit. Geh raus und zeig der Welt, was für ein wunderbarer Mensch du bist!
Du wirst hin und wieder über deinen eigenen Schatten springen müssen. Dafür braucht es Mut. Und wenn der Mut dich verlässt, dann geh verdammt noch mal ein Stück alleine weiter! Du schaffst das!
Wahre Freundschaft beginnt bei dir
Ich gestehe es: Manchmal wünsche ich mir auch die Kinderzeiten zurück. Ich bin einfach auf einen anderen Menschen zugegangen und habe gefragt, ob wir Freunde sein wollen. Wenn er oder sie ja gesagt haben, super. Wenn ein „nein“ dabei rauskam, bin ich weiter zum nächsten. Es gab ja genug Menschen in meiner Umgebung.
Genug Menschen gibt es auch heute in deiner Umgebung! Manche passen zu dir, andere weniger. Hab den Mut und finde heraus, wer zu welcher Kategorie gehört!
Eine gute Freundschaft fängt bei dir selber an. Sie dir selbst der beste Freund der Welt. Wenn du dich oder Teile von dir ablehnst machst du es anderen unnötig schwer dich zu mögen. Fang an, deine schönen Seiten mehr in den Vordergrund zu stellen. Du hast sie!
Wenn es gerade schwierig ist
Wenn du gerade ein wenig deprimiert bist, fällt es dir vielleicht schwer, die Schönheit in und an dir zu erkennen. Dann nimm dir Zeit. Genügend! Setze dich an einen Tisch, bewaffne dich mit Stift, Papier und beginne zu schreiben. Was ist dir schon alles gelungen? Was zeichnet dich aus? Was magst du? Was sind deine Stärken? Womit kannst du Punkten? Was sind deine Wünsche und Leidenschaften?
In solchen Momenten kommen gerne die „Ja … Aber´s“ zu besuch. Ja, aber ich bin zu dick, zu alt, zu jung, zu uninteressant … Sag ihnen freundlich guten Tag. Bedanke dich bei ihnen, dass Sie dich vor Schmerzen schützen möchten. Dann weise sie darauf hin, dass du sie im Moment wirklich nicht gebrauchen kannst. Tatsächlich hat der Maurer ein großes Loch in der Wand gelassen. Da wo jetzt eine Tür ist. Das ist der Weg, den die „Ja … Aber´s“ nun nehmen können.
Eine gute Freundschaft mit dir selbst ist der Nährboden und der beste Dünger für aufregende, neue Beziehungen. Solche und solche. Mach dir immer wieder klar, dass du eine Bereicherung für andere sein kannst. Dafür musst du dich ihnen nur zeigen. Du bist der wichtigste Mensch in deinem Leben!
Wenn du dir deine natürliche Neugier und Aufgeschlossenheit bewahren oder neu erringen kannst, wirst du viele spannende Beziehungen gestalten und neu erleben können. Ich brauche niemanden sollte ab jetzt für dich vorbei sein. Genieße das Leben!
Ich wünsche dir von ganzem Herzen viele belebende Begegnungen und tiefgreifende Freundschaften. Du hast sie verdient!
Nachwort
Dieser Artikel befand sich schon in seiner Entstehungsphase, als ich über die Blogparade „Wie wichtig sind gute soziale Beziehungen für in glückliches Leben?“ von „Konflikt-Power“ stolperte. Gerade in diesem Bereich finde ich es sehr hilfreich, unterschiedliche Sichtweisen zu nutzen. Aus diesem Grund habe ich mich gerne an der Blogparade beteiligt. Weitere Artikel und die Blogparade findest du hier.
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Sehr geehrter Herr Wiesejahn,
vielen Dank für Ihren Artikel und dass Sie ihn als Beitrag zu meiner Blogparade geschrieben haben.
Viele liebe Grüße
Axel Maluschka
Hallo Herr Maluschka,
sehr gerne geschehen.
Blogparaden halte ich für sehr gewinnbringend. Ideen werden aus verschiedenen Richtungen beleuchtet. Gerade, wenn es um Beziehungen geht ist die Vielschichtigkeit für den Leser von Vorteil.
Ich halte ein gutes und tragbares Beziehungsgeflecht für lebenswichtig. Daher ist es mir ein deutliches Anliegen, immer wieder darauf hinzuweisen und Möglichkeiten aufzuzeigen.
Vielen Dank für Ihren Kommentar
Peter