„sieben dunkle Jahre überstehen….“, sangen erst Karat und dann Peter Maffay. Mal ganz ehrlich, so unter uns, ich wünsche, es wären nur sieben Jahre gewesen. Und Brücken? Brücken waren es unzählige. Auch mehr als sieben, die nicht so angenehm waren.
Ich bin über so viele Brücken gegangen, dass ich mich heute an die wenigsten erinnere. Aber einige sind mir doch noch im Gedächtnis geblieben. Solche und solche. Manche waren bunt geschmückt und sehr verlockend. Wenige von Ihnen hielten, was sie versprachen.
Andere waren schlicht und mein Weg führte einfach über Sie hinweg. Dann gab es noch Brücken, die kaum noch bestand hatten. Die Versuchung, auf die andere Seite zu gelangen war aber zu groß und der Zustand der Brücken hielt mich nicht vom Überqueren ab.
Manchmal hätte ich die Warnungen beachten sollen. Aber auch besseres Wissen hätte mich nicht abgehalten, diese Brücken zu überschreiten. Okay zu überwinden, passt besser. Nasse Kleidung, zerschundene Knie und ein gebrochener Arm war noch das wenigste.
Die Brücken der Freiheit
Die erste Brücke dieser Art kam, als ich 14 war. Es war die Brücke in eine Pfadfindergruppe. Abenteuer und Freundschaft begleiteten mich. Zum Teil noch bis heute. Eine Zeit, in der sich mein Selbstbild unglaublich verbesserte und die letztendlich auch zur zweiten großen Brücke geführt hat.
Die Brücke in die Selbstständigkeit. Rückblickend finde ich es heute noch erstaunlich, wie ich diese Brücke einfach im Sturm genommen habe. Anschließend verbreiterte und schmückte ich sie. Denn schließlich sollte sie andere einladen, den Weg zu mir zu finden.
Die Brücken der Verlockung
Ja, auch davor war ich nicht gefeit. Manche Brücken sahen einfach zu verlockend aus. An ihrem jenseitigen Ende erhoben sich blühende Landschaften und güldene Städte. Eigentlich zu schön, um wahr zu sein.
Eine davon führte mich in eine Weiterbildung. Gut eingebaute Versprechen, nett beschriebene Verheißungen. Auf der anderen Seite angekommen zeigte sich die Trugbilder. Statt blühender Landschaften Staub und Asche, soweit das Auge sah. Viel Geld für nix.
Eine weitere führte mich zu Petra. Von Anfang an war klar, dass wir nicht zusammenpassen würden. Die Verlockung war größer. Selbst die Brücke an sich war eine Manifestation der Verlockung. Sie zu überwinden forderte Geschick und Ausdauer. Ehrlich gesagt, diese Brücke würde ich wieder gehen. Jetzt, da wir schon im Thema sind.
Die Brücken der Liebe
Oh ja, diese Brücken waren spannend, verheißend, verlockend … und es waren Zauberbrücken. Beim ersten Fußtritt auf sie begann Merkwürdiges. Unabhängig vom Alter, war ich wieder 15. Ich stammelte vor mich hin und bewegte mich ungeschickt.
Auf der Brücke musste ich mein Gleichgewicht wiederfinden. Hindernisse beseitigen und mich rätselhaften Aufgaben stellen. Manchmal brach die Brücke auch unter mir zusammen. Bei einigen Brücken habe ich es gut sein lassen, andere baute ich sein Stück den Fluss der Zeit hinauf wieder auf.
Die echten Brücken
Sie führten über Flüsse und Gräben. Da weder Zeit noch Lust vorhanden war, nach stabilen Brücken zu suchen wurden Bäume und Seile genutzt. So mancher Ast gab nach und ich landete mit Rucksack im Wasser oder stürzte in den Graben.
Kleider trockneten, Brüche verheilten. Sobald wieder alles in Ordnung war, wurde nach der nach der nächsten natürlichen Brücke gesucht oder einfach eine gebaut. Aus dieser, etwas verwegenen Zeit stammen heute noch Freundschaften.
Die Brückender Freundschaft
Für mich sind Freundschaften die stabilsten Brücken in meinem Leben. Gleichzeitig sind es die, welche die meiste Aufmerksamkeit benötigen. Sie brauchen Pflege. Hier eine Ausbesserung, da eine Verschönerung. Das Beste ist allerdings, dass von beiden Seiten an Ihnen gearbeitet wird.
Und manchmal geht es nicht gut. Nach 15´jähriger Freundschaft begann die Brücke zu bröckeln. Das benutzte Werkzeug richtete mehr Schaden an, als es reparieren konnte. Die Brücke verfiel spürbar. Nach einem Jahr brach sie in sich zusammen. Sie war nicht zu retten. Lange Zeit bildeten Ihre Uferpfeiler ein Mahnmal. Nachdem ich eine Gedenktafel der schönen Zeiten an ihr aufgehängt habe, geht es. Obwohl manchmal ….
Die Brücken und ich
Mal ganz ehrlich. Letztendlich ist es für mich nicht wichtig, wie viel Jahre es gedauert hat oder wie viele Brücken ich überqueren musste. Alles was zählt ist das, was am anderen Ende auf mich gewartet hat. Abendeuter, Glück und Liebe.
Heute kokettiere ich gerne mit meinem Alter. Ich finde, ich bin zu alt um das überqueren von Brücken aufzuschieben. Ich mag es der Versuchung nachzugeben. Eigentlich hoffe ich auch, dass ich nun weise genug bin, um die richtigen Brücken auszuwählen. Und wenn´s nicht klappt, zurück, auf die andere Seite.
Und du?
Welche Brücken waren für dich wichtig?
Welche solltest du noch überqueren und wann, wenn nicht jetzt?