Jeder ist eine Insel

Jeder ist eine Insel

Niemand ist eine Insel, schrieb Mario Simmel. Aber ist das wirklich so? Ist Niemand eine Insel? Nun ja, ich denke, dass es im Leben immer mehrere Wahrheiten gibt. Auf der einen Seite glaube ich, ohne es wirklich beweisen zu können, dass alle Menschen miteinander verbunden sind.

Anderseits geht jeder Mensch mit seinen ganz persönlichen Eigenarten, Erfahrungen und Sichtweisen durch die Welt. Mit all diesem ist er einzigartig. Es gibt auf der Welt keinen zweiten Menschen, der all dieses mit ihm teilt.

Manchmal treffen wir auf Menschen, die sehr ähnliche Erfahrungen, Eigenarten und Sichtweisen haben wie wir. Dann stellt sich schnell eine Tiefe Verbundenheit ein. Ein sehr schönes Gefühl, wie ich finde. Dennoch sind es „nur“ Ähnlichkeiten sie sind nicht gleich.

Wasser ist die Verbindung

Vielleicht finde ich gerade aus den oben genannten Gründen das Bild von der Insel sehr schön. Es gibt nämlich etwas, das alle Inseln miteinander verbindet. Das Wasser. Wenn ich etwas sage, oder wenn ich handele, werfe ich bildlich gesprochen einen Stein ins Wasser.

Dieser Stein bildet Wellen. Die Inseln, die mir nahe stehen werden diese Wellen deutlicher wahrnehmen, als die, welche weiter entfernt sind. Von Zeit zu Zeit wird mein Handeln bei anderen Reaktionen auslösen. Damit werfen sie ihrerseits Steine ins Wasser, die nun weitere Inseln erreichen.

Diese Wellen werden in einer nicht absehbaren Zeit alle Inseln erreichen, da sie sich fortsetzen können. Diese unabsehbare Zeit macht es mir manchmal schwer. Ich kann oftmals nicht erkennen, ob, wann oder wie sich meine Taten bei anderen widerspiegeln oder welche Anstöße sie geliefert haben. Damit bin ich auch eine Insel in der Zeit.

Meine Insel

Meine Insel

Ich möchte dich zu einem kleinen Rundgang über meine Insel einladen. Ob du das Buch „Atlas der Erlebniswelten“ kennst, weiß ich nicht. Google es doch einfach mal. Für mich stellt dieses Buch eine wunderbare Möglichkeit dar, Erfahrungen bildhaft darzustellen. So geht es mir auch mit meiner Insel.

In der Sichtweite von einigen anderen Inseln liegt meine Insel im Meer der Möglichkeiten. Das ist nicht immer ganz so einfach. Wer die Wahl hat, hat die Qual, oder auch nicht. Manchmal finde ich mich auf dem Felsen der Grübeleien wieder. Was mache ich, was nicht? Nutze ich die Chance oder warte ich auf eine Andere? …

Zum meinem Glück ist es zu den Klippen des Aufbruchs nur ein Katzensprung. Hier beginne ich Neues und lasse mich auf Abenteuer ein. Ganz nach der Tradition der Samurai. Siebenmal Atmen und los. Viele geniale Momente nahmen hier ihren Ausgangspunkt. Einige Katastrophen auch. Die sind aber in der Unterzahl.

Hauptsächlich lebe ich am Strand der Normalität. Es ist ein schöner Strand. Gesäumt mit Palmen, die Kokosnüsse tragen. Direkt am Meer steht ein kleines Haus. Ein Steg führt hinaus ins ruhige, tiefblaue Wasser. An guten Tagen kann ich von hieraus das Riff der Wunder erkennen.

Der Strand beinhaltet selber ein Wunder. Er hat nämlich zwei Portale, die ab und zu einfach auftauchen. Manchmal, aber nicht immer, kann ich sie herbeirufen. Viel öfter erscheinen Sie jedoch plötzlich und katapultieren mich an eine andere Stelle der Insel.

Das erste Portal taucht, zu meinem Glück, immer seltener auf. Es führt auf die dunkele Seite. Früher fand ich mich schnell in den Sümpfen der Ausweglosigkeit wieder. Sie nehmen einen großen Platz im Tal der Ohnmacht ein. Der Weg zurück zum Strand der Normalität war beschwerlich und manchmal sogar gefährlich. Ich weiß nicht, ob die Sümpfe heute schon ausgetrocknet sind. Dort war ich schon lange nicht mehr.

Heute lande ich, wenn überhaupt „nur“ im Tal oder auf den Bergen der tiefhängenden Trauer. Von hieraus lässt sich mein Haus erkennen. Das macht einiges leichter.

Das zweite Portal bringt mich an das Delta des Paradieses. Hier ist alles möglich, was ich mir nur vorstellen kann. Voller Energie, gestärkt durch die unzähligen Früchte kann ich dieses Gebiet immer weiter ausbauen. An manchen Stellen grenzt es bereits an den Strand der Normalität. So fällt ein Schritt in diese Richtung heute nicht mehr ganz so schwer. Um in sein Herz zu gelangen, brauche ich aber dennoch das Portal.

Ich könnte jetzt noch Stunden weiter über meine Insel schreiben. Über die Wälder des Mutes, die Grotte der Altlasten oder den Strom der Freiheit. Ich hoffe, dass dir dieser kleine Einblick jedoch schon einiges gezeigt hat.

Und Du?

Vielleicht magst du dir ja auch ein Bild deiner Insel machen. Schreibe darüber oder male sie dir einfach auf. Dadurch kannst du vielleicht Möglichkeiten erkennen, die dir bisher nicht bekannt waren. Wege aus unangenehmen Situationen können sich zeigen. Der Raum für Schönes kann ausgeweitet werden.

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